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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 52

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 52 — Heinrich mußte sich aber verpflichten, ruhig nach Deutschland zu gehen und sich aller königlichen Gewalt so lange zu enthalten, bis der anberaumte Reichstag zu Augsburg selbst hierüber entschieden habe. In der Besprechung wird unter anderem ausgeführt, daß die Scene von Kanossa die tiefste Erniedrigung des Kaisertums und den höchsten Glanz des Papsttums bedeutete. Ein deutscher Kaiser steht im Büßergewande bittend und weinend am Thore zu Kanossa und sucht durch sein Elend das Mitleid des Papstes zu erwecken. — Und letzterer läßt den büßenden Kaiser 3 Tage lang in Frost und Schneesturm stehen, ehe er ihm Einlaß gewährt, und wenn er ihn auch vom Banne losspricht, so entläßt er ihn doch unter harten entehrenden Bedingungen. Unter welchen? 7. Aber Heinrich ist doch im Banne gestorben. Wie ist das zu erklären? Der Papst hat ihn zum zweiten Male in den Bann gethan. Der Kaiser war durch die schmachvolle Behandlung zu Kanossa tief verletzt worden. Schmerz, Reue, Zorn tobten in seinem Herzen. Warum Reue? worüber Schmerz? Er wollte den erlittenen Schimpf rächen und verband sich, ganz gegen seinen Eid, mit mehreren Fürsten Oberitaliens gegen den Papst. Unterdessen hatten die deutschen Fürsten einen neuen Kaiser gewählt, Rudolf von Schwaben. Da mußte Heinrich nach Deutschland und seinen Thron retten. Er traf es hier besser, als er hoffen konnte. Die empörende Härte, mit der ihn der Papst behandelt, hatte viele Gemüter entrüstet. Namentlich waren es die Städte, die ihm Teilnahme und Hilfe entgegenbrachten. Er konnte sich am Rheine ein Heer sammeln, und mit diesem schlug er seine Gegner. Der Gegenkaiser Rudolf starb auf dem Schlachtfelde. Ein Kriegsmann hatte ihm mit dem Schwerte die rechte Hand abgeschlagen Als man dem Verwundeten seine abgehauene Rechte zeigte, rief er sterbend aus: „Die ist es, mit der ich einst Heinrich den Eid der Treue schwur!" Der Gegenkaiser Rudolf war also vernichtet, und Heinrich wieder alleiniger Kaiser in Deutschland. Viele seiner Feinde verloren jetzt den Mut zu fernerem Widerstände. Viele hielten auch den Tod des Gegenkaisers für ein Strafgericht Gottes und schlossen sich wieder ihrem rechtmäßigen Oberherrn an. Die Zahl seiner Anhänger wurde von Tag zu Tag tzrößer. Mit Heeresmacht zog nun Heinrich auch nach Rom, um den Papst zu züchtigen für die ihm angethane Schmach. Er belagerte ihn fast drei Jahre in Rom. Da fand Gregor Gelegenheit, sich zu retten, starb aber kurze Zeit darauf in Unteritalien. Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung!" So waren also Heinrichs Hauptgegner gestorben, in Deutschland Rudolf von Schwaben, in Italien Gregor Vii. Nach soviel Krieg und Not mögen nun ruhige und glückliche Zeiten für ihn gekommen sein. 8. Schließlich ist Heinrich aber doch noch hilflos, verlassen und in bitterer Not gestorben. Was muß da ge-
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