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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 112

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — betet allein zu Gott und thut aus Dankbarkeit gegen feine große unverdiente ©nabe gute Werke. Die Gebete für die Heiligen fenbet an feinen Thron, und die Gaben, die ihr an beit Altären nieberlegt, schenkt euren Armen und Kranken. Diese Werke der Gottes- und Nächstenliebe finb die wahren guten Werke, Wie wirb man Luthers Predigt aufnehmen? Sie gefällt uns, weil sie wahr ist; sie wirb auch dem Herzoge gefallen, denn er liebt fein Volk, und er will, daß es auf guten Wegen geht. Wenn aber der Herzog die sog. guten Werke wirklich für die wahren Werke hält, so wirb er Luthers Prebigt verwerfen und ihn nicht zum Hofprebiger wählen. Nun hört. Ii. Synthese. (Bestätigung der Vermutungen.) ^hr habt Recht. Luther sollte Herzog Georgs des Bärtigen Hofprebiger werben. Georg der Bärtige hatte sich von beut ihm befreunbeten Dr. Staupitz, der die Aussicht über die Klöster in Meißen und Thüringen führte, einen frommen und gelehrten Prebiger erbeten. Dazu erkor biefer Luther und fanbte ihn mit besonderen Empfehlungen von Wittenberg a. E. nach Dresben. .Es war am Tage St. Jakobi (25. Juli) des Jahres 1517. Da prebigte Luther in der Schloßkapelle unsrer Stadt vor dem Herzoge und feinem Hofe gegen die sog. guten Werke. Ihr habt bett Siitu seiner Prebigt fchoit erraten. Erst strafte er die sog. guten Werfe der Menschen und dann zeigte er, welche wahren guten Werke man üben müsse. An bemfelbeit Tage fragte der Herzog bei Tafel der Herzogin Hof-metfterin: „Wie hat Euch die Prebigt gefallen?“ Das Hoffräulein bekannte offen: „Ich hoffe bermaleinft recht ruhig zu sterben, weitn ich noch eine begleichen Prebigt hören bürste." Der Herzog aber erroiberte zornig: „Ich wollte viel Gelb barutn geben, wenn ich solche Prebigt nicht gehört hätte, benn sie ist nur dazu angethan, das Volk in seinen Sünben unbedachtsam und ruchlos zu machen." Wie der Herzog, so gerieten auch viele von feinen Edelleuten in arge Mißstimmung und bittere Feindschaft gegen Luther. Besonders war es der herzogliche Kaplan Emfer, welcher den Brand' der Zwietracht absichtlich noch schürte. Dieser*) lud Luther im Frühjahr des nächsten Jahres (1518) ein und führte ihn hinterlistig zu einem Abendessen, bei dem er gezwungen wurde, mit zornigen Feinden zu streiten. Draußen an der Thür horchte ein Mönch, der am andern Tage in der Stadt verbreitete, Luther sei vollständig überwunben worben, und der Lauscher habe sich mit Mühe enthalten, in die Stube zu springen und Luthern ins Gesicht zu speien. Diese Kränkung empfaitb Luther später noch bitter. Sachliche Vertiefung: Welchen Einbruck machte feine Prebigt? Dem Herzoge hatte sie nicht gefallen. Er meinte, wie wenig mürbe *) Gustav Freytag. Bilder a. d. d. V. Ii. Band. S. 86.
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