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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 122

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 122 — Fünftes Stück: Was kommt nun? Welche Wirkung übte der Handel auf das Volk aus? Darbietung: Man freute sich über die bequeme Art, seiner Sünden ledig zu werden. Es wurde gezecht, gespielt und getanzt. Ja, manche reiche Leute nahmen sich wohl gar vor, ihre Schlechtigkeit, die ihnen Lust bereitet hatte, zu wiederholen und dann von neuem Sündenvergebung zu kaufen. Ein Mann aus jener Zeit schreibt darüber*): „Es kam bei der verschwenderischen Austeilung des Ablasses nichts heraus, als daß das Volk die Strafe der Sünden fürchten, fliehen und scheuen lernte, nicht aber so die Sünde selbst. Darum war wenig Frucht vom Ablaß zu spüren, wohl aber große Sicherheit und Frechheit im Sündigen." Besprechung: Weise den verderblichen Einfluß des Handels an dem Treiben der Landsknechte nach! „Die festen Gesellen waren erst als Söldner des Kaisers nach Welschland gezogen, hatten sich dort mit Italienern, Spaniern und Schweizern gerauft und geschlagen und waren zu reicher Beute gekommen, weil sie gar tief in die Geldkassen italienischer Fürsten gegriffen hatten. Nun führten sie schwere Goldstücke im Seckel und trugen goldene Ritterketten am Halse." Aber im Geheimen beunruhigte sie ihr Gewissen wegen des unehrlichen Erwerbes dieser Güter. Da gingen sie zu Tetzel, und dieser erteilte ihnen für ein schönes Goldstück Ablaß vollauf, ja, wie man raunte, sogar einen geheimen Segen, der sie unverwundbar mache gegen Hieb und Stich. Nun fühlten sie sich nicht allein schuldlos, sondern auch gefeit gegen Gefahren des Kampfes. Mit Macht erwache die alte Begehrlichkeit und listige Wildheit. Dem Bauer stahlen sie das Vieh aus dein Stalle und die Früchte vom Felde, den Bürger plagten sie um Almosen und erpreßten Geld von ihm. Im übrigen fluchten, spielten, schlemmten und praßten sie. So mürben die wilden Leute frecher und sicherer im Sündigen. (Aufsatz.)**) Sechstes Stück: (Ergänzung.) Nun merdet ihr noch missen wollen, mie die verderb liche Lehre vom Ablaß entstanden mar. Zu Zeiten des Bonisazius mußte man vom Ablaß noch nichts. Wie strafte man da kirchliche Vergehen? Durch strenge Bußwerke, z. B. durch Ausschluß vom Gottesdienste, Bußübung am Eingänge der Kirche, Wallfahrten. Eine Milderung der Strafe trat nur ein, wenn der Büßenbe wirklich Reue und Leib über feine Sünbe zeigte. Solche Kirchenstrafen verhängten die Päpste auch im angehenben Mittelalter. Ist euch ein Beispiel bekannt? Heinrich Iv. unternahm eine mühsame Reise nach Italien, staub 3 Tage im Büßergemande barfuß vor dem Schlosse zu Eauossa, legte ein reumütiges Schuldbekenntnis ab, flehte den Papst um Gnade an *) Luther. **) Hierbei sann auch des schlauen Ritters Hacke von Stülpe gedacht werden.
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