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1. Das Altertum - S. 115

1893 - Leipzig : Dürr
— 115 — Mahnungen des Philosophen nicht vertragen und verfolgte ihn. Platon mußte flüchten, wurde auf Anstiften des Tyrannen zur Sklaverei verurteilt, aber von seinen Schülern wieder losgekauft. Schüler des Sokrates waren auch die Philosophen Aristippos und Antisthenes. Beide wollten das Rätsel lösen, worin die Glückseligkeit des Menschen bestehe. Aristipp, ein reicher Mann aus vornehmem Geschlecht, lehrte die Kunst des Genießens und sand den Zweck des Lebens darin, geistige und leibliche Genüsse so weise zu verbinden als möglich. Antisthenes, ein armer Athener, suchte das höchste Glück im Entbehren. Nur wer die Güter des Lebens nichts achte, sei wahrhaft frei und selbständig. Um das Jahr 300 v. Chr. wurden die Lehren beider in feste Formen gebracht, die des Aristippos durch Epikur und die des Antisthenes durch Zenou, der in der Stoa, einem mit Gemälden geschmückten Säulengange, Unterricht erteilte. So entstanden die epikurische und die stoische Schule, welche einander ganz entgegengesetzt waren, beide aus den Belehrungen des Sokrates. Die Hauptgegner des wahrheitsuchenden Sokrates waren die Sophisten, eine Klasse von Philosophen, die das Hauptgewicht auf eine möglichst große Masse von Wissen legten, die Wahrheit aber gering schätzten, indem sie meinten, man könne alles je nach Bedürfnis für wahr oder unwahr, gut oder böse ansehen, es komme nur aus die Kunst an, Behauptungen so geschickt zusammenzustellen, daß sie auf andere eine überzeugende oder überredende Wirkung ausübten. Die Sophistik stammte aus Unteritalien, von wo sie Gorgias nach Athen brachte. Die Sophisten vererbten ihre gefährliche Kunst ans ihre Schüler und ließen sich ihren Unterricht teuer bezahlen. Sie bildeten Redner, Staatsmänner, Gelehrte, die keinen Glauben, kein Rechtsgefühl, keinen Charakter hatten und trugen so viel zur Verderbnis der Sitten und dem Untergange Athens bei. Daß Sokrates diesen Scheinphilosophen und Sittenverderbern ein Dorn im Auge war, ist begreiflich, sie haßten, sie verfolgten ihn. Als die Tyrannen vertrieben und die Solonische Verfaffnng wieder hergestellt war, verklagten sie ihn, daß er die Jugend verderbe und neue Götter einführen wolle. Die erste Beschuldigung bezog sich darauf, daß Kritias, der sich so verhaßt gemacht hatte, sein Schüler gewesen war, die letztere auf gewisse Äußerungen, die er bisweilen gethan hatte. Sokrates war sich der Wahrheit, die in ihm wohnte, so bewußt, hatte sich nach und nach eine solche Sicherheit erworben, daß er unter dem Schutze eines guten Geistes (Dämons) zu stehen glaubte und überzeugt war, daß jeden Menschen ein guter oder schlimmer Dämon durch das Leben geleite. Die Richter waren nicht gewillt, den 8*
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