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1. Das Altertum - S. 124

1893 - Leipzig : Dürr
— 124 — Sophokles vorlesen, und dann trug er selbst die Stelle richtig und ausdrucksvoll vor. Demosthenes war erstaunt, er glaubte eine ganz andere Stelle zu hören. Nun ging er daran, sich selbst gleichsam umzuschaffen. Am Meeresgestade übte er sich, das Brausen der Wogeu mit seiner Stimme zu übertönen und nahm Kieselsteine in den Mund, um sich beim Sprechen das Stammeln abzugewöhnen. Daheim aber, im einsamen Zimmer, überwachte er vor dem Spiegel seine Gebärden und seine Körperhaltung, ja, er soll sogar ein spitzes Schwert über der Schulter ausgehängt haben, um das Zucken derselben wahrend des Sprechens notgedrungen zu vermeiden. Daneben besserte und seilte er unermüdlich an seinen Reden, damit ja jeder Satz, jede Redewendung dem Zuhörer leicht verständlich und angenehm wäre. Durch solche Willensstärke Selbsterziehung wurde er der vollkommenste Redner Griechenlands. Ihn allein fürchtete Philipp mehr als eine ganze Armee, denn er reizte rastlos die Athener an, ihre Freiheit gegen den Eroberer mit dem Aufgebot aller Kräfte zu verteidigen. Das war schwer, denn feit dem peloponnesischen Kriege hatte sich zwar Athen ziemlich wieder erholt, aber die Bürger hatten sich vom öffentlichen Leben abgewendet, strebten nach Reichtum und Genuß; sie zeichneten sich ans durch feine Bildung, Kunst und Wissenschaft, aber den Gefahren des Krieges wollten sie sich nicht aussetzen, sondern überließen meist die Verteidigung des Vaterlandes seilen Söldnerheeren, die dem dienten, der sie am besten bezahlte. Demosthenes wollte seine Mitbürger zu neuer Thatkraft aufwecken. Er zeigte ihnen die Gefahr, die von dem makedonischen Eroberer drohte, die Knechtschaft und die Schande, die über sie kommen würde, wenn sie nicht augenblicklich, ohne Zögern, ohne Besinnen Gut und Blut dafür einsetzten, daß Philipp von Griechenland und den griechischen Pflanzstädten fern gehalten würde. Man nennt die Reden, in welchen er den Kampf auf Leben und Tod gegen Philipp forderte, die philip pischen Reden. In derselben begeisterten Weise ermahnte er die Athener, der ihnen befreundeten Stadt Olynth zu Hilfe zu kommen. Vergebens! Olynth fiel in Philipps Hände, kaum vermochte er es zu erreichen, daß Philipp im heiligen Kriege von dem Passe von Thermopylä zurückgewiesen wurde. Es gab nämlich in Athen auch eine Partei, die es mit Philipp hielt, die ihn als großen Helden bewunderte, seinen trügerischen Freundschastsversicherungen glaubte und Geldgeschenke von ihm annahm. Der Redner dieser Partei war Aschines. Auch er sand gläubige Zuhörer, denn viele Bürger waren der Meinung, daß sich überhaupt nichts gegen Philipp werde ausrichten lassen. Sagte es doch der Oberfeldherr der Athener, Phokion selbst, daß der Kampf gegen Philipp ziemlich aussichtslos sei.
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