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1. Das Altertum - S. 230

1893 - Leipzig : Dürr
— 230 — Obgleich Augustus ein Zeitalter des Friedens herbeiführte und zweimal den Jannstempel schloß, so blieben doch Kriegszüge in den Grenzprovinzen nicht ans. In den Niederungen der Donau, in Spanien, in Gallien kämpften feine Feldherrn siegreich gegen die aufständischen Eingeborenen oder gegen unruhige Grenznachbarn. Im allgemeinen wollte Augustus keine weiteren Eroberungen machen, sondern nur den überkommenen Besitz festhalten. Im Norden sollten Rhein und Donau, im Westen der Ozean, im Osten die Theiß, im Süden die Wüste die Grenze bilden. Besonders wichtig war die Nordgrenze als Schutzwehr gegen die Germanen, deren Urkraft, Bildsamkeit und Besonnenheit mehr zu fürchten war, als die Wut oder Tücke der anderen Nachbarvölker. Deshalb sandte er feine beiden Stiefsöhne, die Elandier Drnsns und Tiber ins an die Rhein- und Donaugrenze. Diese Wahl war eine sehr gute. Beide waren tüchtige Feldherrn und umsichtige Staatsmänner. Sie legten an der Donau und am Rhein überall, wo es nötig und thunlich schien, Standlager an, aus denen sich nach und nach Städte entwickelten, die zum Teil noch jetzt bestehen, so Köln, Bonn, Mainz, Worms, Speier, Straßburg, Basel, Ulm, Regensburg, Passau, Linz, Wien. Drusus freilich begnügte sich damit nicht, und dies war ein Fehler. Er überschritt mit einem starken Heere viermal den Rhein und drang bis in die Nähe der Elbe, bis an die Saale vor. Eine germanische Seherin soll ihm über den Strom hinüber zugerufen haben: „Kehre um, das Ende deiner Tage ist gekommen!" Er schlug den Rückweg ein, verletzte sich aber durch einen Sturz mit dem Pferde das Schlüsselbein und starb an der Verwundung in Mainz. Augustus selbst holte auf der schönen Straße, die von Rom bis an den Unterrhein führte, die Leiche ab und brachte sie nach Rom (im Jahre 9 n. Christus). Nun übernahm Tiberius das Kommando an der Rheingrenze. Er ging von dem Grundsätze aus, daß man die Germanen am leichtesten durch eine kluge Einmischung in ihre fortwährenden Stammesfehden unterwerfen könne. In der That zog er die Friesen an der Nordsee und die Markomannen im heutigen Bayern auf die Seite der Römer und glaubte endlich, daß er das Land zwischen Rhein und Ems als Provinz betrachten könne. Dort wurde, mit Zustimmung des Kaisers Augustus, ein Statthalter eingesetzt, Ouintilius Varus, der früher in Syrien über ein knechtisch gesinntes Volk geboten hatte und nun die Deutschen mit derselben Rücksichtslosigkeit behandeln wollte. Säumige Steuerzahler bestrafte er mit Schlagen, und feine mit Ruten und Beilen ausgerüsteten Liktoren drohten den Widersetzlichen mit Hinrichtung. Aber so leicht ging dies nicht an. Die Germanen schätzten am höchsten ihre Freiheit.
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