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1. Die neue Zeit - S. 37

1895 - Leipzig : Dürr
nationale Partei, die lieber einen selbsterkorenen Eingebornen auf den Thron erhoben hätte, aber durch die klugen Zugeständnisse der österreichischen Gesandten wurde sie bei Seite geschoben und Ferdinand in Ofen und Prag gewählt. Damit hatte die Habsburgische Macht ihren Höhepunkt erreicht und Kaiser Karl gebot über ein beinahe unermeßliches Gebiet. Von Neapel und Sieilien aus beherrschte er das mittel> ländische Meer, durch die Niederlande erschloß sich ihm Indien, und welche Fruchtbarkeit, welcher Reichtum an Schätzen aller Art warteten der Ausbeutung in den unbegrenzten amerikanischen Kolonien! Aber Karl V. war trotzdem arm, denn er wußte die ungeheuren Hilfsmittel seines Weltreiches nicht zusammenzufassen. Wenn irgend ein Krieg ausbrach, fehlte es ihm an Geld und Soldaten. Nur durch geschickte Verhandlungen und durch das wunderbare Gluck seines Hauses ging er zuletzt immer wieder als Sieger aus den Kämpfen hervor. Freilich die Waffen konnte er nie aus der Hand legen, nie kam er zur Ruhe. Immer wieder entbrannte der Hader mit Frankreich, wenn auch nicht mit der früheren Heftigkeit, denn Franz I. überschritt selbst die Grenzen seines Staates nicht mehr, er schickte feine Feldherrn und führte den Krieg nur, um das, was er hatte, zu verteidigen, aber die alten Streitpunkte: Mailand, Burgund, Artois und Flandern waren noch immer nicht erledigt. Dazu kam nun ein neuer, furchtbarer Feind, die Türken. Erobernd fielen sie in Ungarn ein, verbanden sich dort mit der nationalen Partei und zwangen Ofen, ihnen die Thore zu öffnen. König Ferdinand stand ihnen ratlos gegenüber. Ihr nächstes Ziel konnte jetzt nur Wien sein. In der That erschien der Sultan Soliman der Prächtige im September des Jahres 1529 mit einem ungeheuren Heere, das unter anderem 22 000 Kamele mit sich führte, vor der Hauptstadt Österreichs. Der Schrecken, den dieses Ereignis in ganz Deutschland hervorrief, war groß. Man erzählte sich von den Greueln, welche die Ungläubigen verübten. Nicht nur, daß sie plünderten und alles niederbrannten, sie mordeten auch die armen Einwohner mit teuflischer Grausamkeit ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters; Berge von Leichen türmten sie auf und zerschmetterten die Kinder vor den Augen der Mütter an der Mauer. Luther schrieb eine Schrift „wider die Türken", und die protestantischen Fürsten vergrößerten ihre Heere, um dem Kaiser zu helfen. Diesmal war es noch nicht nötig. Die tapfere Besatzung Wiens schlug alle Angriffe der Türken siegreich ab, die zahlreichen guten Geschütze, die aus den Manern aufgestellt waren, hielten die Feinde in respektvoller Entfernung. Im Oktober zog Soliman ab. Aber die Gefahr war damit nur verschoben, nicht beseitigt, denn in Konstantinopel bereitete man schon einen neuen
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