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1. Die neue Zeit - S. 45

1895 - Leipzig : Dürr
— 45 — Ferdinand seit 1532 mit den Türken gerungen, die den Plan, Wien in Besitz zu nehmen, nie ausgaben. 1534 war Karl mit einem aus Italienern, Spaniern und Deutschen zusammengesetzten Heere nach Asrika hinübergesegelt und hatte einen Helsershelser Solimans, den Seeräuber Chaireddin, der in Tunis hauste und von da ans die Küsten des Mittelmeeres mit Raubzügen heimsuchte, in einer entscheidenden Schlacht überwunden und aus allen seinen festen Burgen vertrieben. Tunis selbst war mit Hilse der vielen Christensklaven, die sich in der Stadt befanden und das Schloß stürmten, bezwungen und dem früheren Besitzer zurückgegeben worden. So hatte Karl durch einen ruhmreichen Kriegszug wenigstens für einige Zeit dem Seeräuberwesen im Mittelmeer ein Ende bereitet, und wenn er es auch nicht für immer verhindern konnte, daß Nordafrika die „Marterbank der Christen" war, so hatte er doch die kaiserliche Macht einmal nachdrücklich geltend gemacht. Ein Jahr nach dem Friedensschlüsse mit Frankreich einigte sich Ferdinand mit dem Sultan über einen Waffenstillstand auf 18 Monate. Der Kaiser wollte, das sah man deutlich, jetzt den Kampf mit dem schmalkaldischen Bunde aufnehmen. Es fcheint, daß er, da feine Vermittlungsversuche vergeblich gewesen waren, die Wiederaufrichtung der katholischen Religion in Deutschland beschloß, und der unduldsame Papst Paul Iii. bestärkte ihn darin. Ehe der Krieg ausbrach, wurde in Trient das längst verheißene allgemeine Konzil eröffnet. Die Hoffnung, daß diese Versammlung auf deutschem Boden abgehalten würde und daß in derselben die Protestanten den Katholiken gleichberechtigt gegenüber stehen möchten, scheiterte an der Hartnäckigkeit des Papstes Paul Iii., der den Ketzern keine Zugeständnisse machen wollte. Die Folge war, daß die evangelischen Fürsten ihre Teilnahme an dem Konzil ablehnten, ja sogar die deutschen katholischen Landesherrn fern blieben. Es waren hauptsächlich Italiener und Spanier, die sich daran beteiligten. Trotzdem wurde es 1545 eröffnet. Was vorauszusehen war, geschah. Die Glaubenssätze, sowie die kirchliche Ordnung wurden ganz im Sinne des strengen Katholizismus festgesetzt und durch das Anathema (Verfluchung der Andersgläubigen) verschärft. Der Kaiser war durchaus nicht zufrieden mit diesem Verfahren, ja er geriet deshalb wiederholt in heftige Auseinandersetzungen mit dem Papste, denn einer vermittelnden Fassung des Bekenntnisses war er auch jetzt nicht abgeneigt, und sein Bruder Ferdinand empfahl dringend, den Deutschen wenigstens den Kelch beim Abendmahle und die Priesterehe zu gestatten. Alles vergebens! Das Konzil wurde 1547 sogar nach Bologna verlegt, dann wiederholt mehrere Jahre aufgehoben, wieder eröffnet und endlich 1563 in
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