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1. Die neue Zeit - S. 60

1895 - Leipzig : Dürr
— 60 — erteilen, beim er war Coligny aufrichtig zugethan, und obgleich er seit seiner Kiubheit einen Hang zur Grausamkeit gezeigt hatte, so überwog boch in ihm die Furcht vor beit Folgen der gräßlichen That längere Zeit die fanatische Rachbegierbe. Erst als seine Mutter ihm erklärte, daß sie mit den Guisen sofort den Hos verlassen werbe, wenn er sie den Ketzern opfern wolle, willigte er ein. Die späten Abenbstunben würden zur Vorbereitung des teuflischen Werkes benutzt. Die Vorsteher der Bürgerkompagnien erhielten Befehl, im Schlöffe zu erscheinen, sie mußten geloben, die katholischen Bürger um Mitternacht vor dem Rathause zu versammeln und anzuweisen, sobalb die Glocke geläutet würde, in die Häuser einzubrechen und alle Hugenotten niebei0 metzeln. Als Erkennungszeichen sollten die Katholiken ein weißet Tuch um den Arm legen und ein weißes Kreuz auf den Hut stecken. Aber je näher Mitternacht heranrückte, befto banger würde dem Könige, er zitterte vor Angst, und selbst die Königin-Mutter hätte ant liebsten den Befehl rückgängig gemocht. Doch es war zu spät, es gab zu viele Mitwisser des verbrecherischen Planes. Die Glocke ertönte, die „Bluthochzeit" begann. Coligny war eins der ersten Opfer. Heinrich von Guise besetzte das Haus mit 300 Bewaffneten und schickte einige verwegene Gesellen hinaus in das Zimmer, wo der Abntiral krank lag. Als diese einbraitgen, hatte sich Coligny, durch den Lärm erschreckt, vom Lager erhoben und lehnte mit dem Rücken an der Wanb. „Bist du Coligny?" rief einer der Mörber. „Ich bin es," antwortete ruhig der Admiral, „junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren!" Aber schon burchbohrte ihn der Degen des Elenden, und unter vielen Hieben und Stichen sank er zu Bobeit. Heinrich von Guise, der unten wartete, verlangte beit Toten zu sehen, und so warb der Sterbenbe zum Fenster hinabgestürzt; ein Italiener hieb ihm den Kopf ab. Unterdes wütete das Morbeit in bett Straßen, in den Häusern, selbst im Palaste (int Louvre). Den König ergriff mitten in biefem Tumult eine mörberische Raserei. Von beut Fenster seines Zimmers aus forberte er fluchenb die Menge auf, die Flüchtigen nieberzuschießen. Heinrich von Navarra und der Prinz (Sonde mußten noch in der Nacht vor ihm erscheinen und sollten sofort ihren Glauben abschwören. Heinrich von Navarra schwieg und der Prinz von Conds weigerte sich. Erst nach mehreren Tagen würden sie durch Drohungen dahin gebracht, sich wieber in den Schoß der katholischen Kirche aufnehmen zu lassen. Am Morgen nach der furchtbaren Bartholomäusnacht machte der König mit dem ganzen Hose einen Spaziergang durch die Straßen der Stadt und weibete sich an dem Anblicke der Gemordeten. Etwa 2000 Menschen verloren bei dem unmenfch-
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