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1. Die neue Zeit - S. 105

1895 - Leipzig : Dürr
— 105 — mit Frankreich, aber der Abschluß der Vereinigung verzögerte sich, weil ihm niemand recht traute. Um sich des Heeres zu versichern, berief er die Führer nach Pilsen und veranlaßte sie, einen Revers (eine Urkunde) zu unterschreiben, in der sie sich verpflichteten, ihm in allen Wechselfällen des Krieges treu zu bleiben. Aber auch seine Wiener Gegner regten sich. Sie wußten die vornehmsten Obersten, Piccolomini, Gallas, Aldringer, Colloredo, auf ihre Seite zu ziehen, indem sie ihnen reichliche Entschädigung an Geld und Gütern versprachen. Wallenstein selbst war noch in Zweifel, ob er den letzten entscheidenden Schritt thun und sich mit den Schweden verbinden sollte. Aber seine Freunde, Kinsky, Jllow und Terzka drängten ihn auf .Vr abschüssigen Bahn weiter und bewogen ihn, nach Eger zu gehen, um den Schweden näher zu sein. In Wien war man begierig .nstetn tot oder lebendig in die Gewalt zu bekommen, der Kaiser hatte das Aßsetzungsdekret bereits unterschrieben, und ein Oberst Buttler, ein Ire, dem der Feldherr manche Gunst erwiesen hatte, übernahm den Auftrag, den Geächteten und doch Gefürchteten aus dem Wege zu räumen. Als Wallenstein nach Eger kam, sah er sich von seinem Heere verlassen, nur wenige Regimenter waren ihm gefolgt, und die Schweden waren nicht zur Stelle. Diese Übergangszeit benutzte Buttler, um die That auszuführen. Er verband sich mit dem Schotten Gordon, ^em Kommandanten der Stadt und verabredete mit ihm und dessen Landsmanne Leßley (Lesli), wie man den Überfall bewerkstelligen könnte. Am Abend des 25. Februar 1634 speisten die Vertrauten Wallensteins Jllow, Terzka, Kinsky und der Rittmeister Reumann bei Gordon auf der Burg, sie hatten sich selbst dazu angemeldet. Nach der Tafel drangen eine Anzahl irischer Dragoner in den Saal und stießen die Gäste nieder. Dann begab sich Buttler mit dem irischen Kapitän Dev ereux und einigen irischen Soldaten in das Haus des Bürgermeisters, wo Wallenstein wohnte. Der Feldherr hatte eben ein Bad genommen und stand halb angekleidet im Zimmer, als die Mörder die Wendeltreppe herausstürmten. Deverenx riß die Thür auf und drang mit gezücktem Degen und dem Ausruf „Schelm, Verräter!" auf den Wehrlosen ein, der an den Tisch gelehnt mit ausgebreiteten Armen den Todesstoß empfing. Die schreckliche That, die von der kaiserlichen Hofpartei, aber sicher nicht mit Wissen und Willen des Kaisers angestiftet worden war, änderte plötzlich die ganze Lage der Dinge. Zunächst wurde sie in Wien als eine Befreiung empfunden und auch von Ferdinand nachträglich gebilligt; die Teilnehmer gingen nicht nur ganz straflos aus, sondern erhielten auch noch Ehrenbezeigungen und Belohnungen.
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