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1. Die neue Zeit - S. 112

1895 - Leipzig : Dürr
— 112 — Musketiere, die ein Schießgewehr, die Muskete, handhabten, und Pikeniere, die 18 Fuß lange Piken trugen, doch waren beide Waffengattungen in demselben Regimente, ja in demselben Fähnlein gemischt. Die Waffen der Reiter waren Säbel, Lanze, Pike und Pistole. Man unterschied in der Reiterei Kürassiere, Arkebusiere und Dragoner. Wegen ihrer Raubsucht und Wildheit berüchtigt waren in den österreichischen Heeren die polnischen und kroatischen Lanzenreiter. Die Artillerie, die Bedienung der Geschütze, gewann während des Krieges immer mehr an Wert und Bedeutung. Nicht selten wurden Kirchenglocken eingeschmolzen und in Kanonen verwandelt. Uniformen gab es noch nicht, in der Schlacht trugen die Zusammengehörigen gleichfarbige Binden um den Arm oder bestimmte Reiser auf den Hüten. Die Ausstellung der Truppen vor dem Treffen geschah meist in der Weise, da^-sowohl das Fußvolk als auch die Reiterei in geschlossenen tiefen ecken, Rotten, ausmarschierte, Gustav Adolf brachte größere Beweglichkeit in diese schwerfälligen Truppenkörper, indem er nur 6 Reihen hinter einander zuließ und Pikeniere zwischen die Reiterhaufen verteilte. Ein höchst lästiger Zuwachs ward den Heeren durch das Gefolge, welches sie mit sich schleppten. Außer den Roßbuben, Fuhrleuten, Marketendern, Handelsjuden und dem Gesindel aller Art, das sich anschloß, zogen auch die Weiber und Kinder der Soldaten von Lagerplatz zu Lagerplatz. Es kam vor, daß der Troß zehnmal so groß war als das ganze Heer. Im Stehlen und Plündern, im Auffinden der versteckten Habe, in Verübung alles Mutwillens hatten diese Nachzügler ein außerordentliches Geschick, waren sie doch darauf hauptsächlich angewiesen! So lange es Dörfer auszurauben, Marktflecken und kleinere Städte zu überwältigen gab, schwelgten Heer und Troß im Überfluß, aber wenn der Marsch durch verwüstete Gegenden führte, herrschte oft entsetzliche Not in der zuchtlosen Masse, Krankheiten brachen aus, und der Tod hielt seine furchtbare Ernte. Kein Wunder, wenn dann die entmenschten, vom Hunger gepeinigten Scharen wie Wölfe über jede friedliche Wohnstätte herfielen, die sich ihren Blicken darbot! Mehr noch als die regulären Truppen waren die Freizügler (Marodeure) gefürchtet. Es waren verwilderte Söldner, die sich von den Armeen abgesondert hatten oder von verabschiedeten Regimentern übrig geblieben waren und herrenlos umherschweiften. Sie waren bewaffnet, wählten sich ihre Offiziere und trugen als Banner einen Strohwisch oder einen Lappen an einer Stange voran. Von den Grausamkeiten, die erzählt werden, kommen wohl viele auf Rechnung dieser teuflischen Räuber und Mörder.
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