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1. Die neue Zeit - S. 117

1895 - Leipzig : Dürr
— 117 Ii. Irankreich. Als Heinrich Iv. dem Dolche eines Fanatikers zum Opfer fiel, war sein Sohn Ludwig Xijj. erst neun Jahr alt. Für ihn übernahm die verwitwete Königin Maria von Medici die Regierung. Sie war unduldsam herrschsüchtig und verschwenderisch, wie ihre Mutter Katharina von Medici. Ihre Günstlinge bedrückten durch Erpressungen und willkürliche Verhaftungen das Volk so, daß die Unzufriedenheit mit der Regierung im ganzen Lande laut wurde. Die Königin berief, um einem allgemeinen Aufruhr vorzubeugen, 1614 die Reichsstände (die Geistlichen, die Adligen und die Abgeordneten des bürgerlichen oder d-'^ten Standes), löste aber die Versammlung bald wieder auf, als sich (i ^Fettigkeiten zwischen den städtischen Vertretern und der Geistlichkeit erhoben. Nun nahmen sich die Parlamente des gedrückten Volkes an. Dies waren die obersten Gerichtshöfe in den zwölf Gouvernements, und, da sie die neuen Gesetze und Steuerverordnungen zu registrieren hatten, zugleich die Vermittler zwischen Volk und Regierung. Weigerten sie sich, eine neue Steuervorlage in ihre Bücher einzutragen, so hatten sie das Volk für sich, und die Regierung mußte mit ihnen verhandeln. Freilich konnte der König durch eine Gerichtssitzung (lit de justice), Ai er selbst abhielt, das Parlament zu Paris zwingen, ein Gesetz einzuschreiben, allein gerade dieser Gerichtshof legte sich das Recht bei, in wichtigen Dingen dem Hofe Vorstellungen zu machen, ja sogar Beschlüsse zu fassen und zu registrieren. Die Parlamentsmitglieder glaubten um fo mehr auf ihre Unabhängigkeit stolz sein zu können, als ihr Amt wie die höheren Beamtenstellen überhaupt erblich war. Die frei gewordenen Ämter wurden schon seit langem vom Hofe für eine gewisse Summe verkauft, und die Besitzer durften dafür, daß sie außerdem eine regelmäßige Steuer, die Paillette, zahlten, dasselbe ihren Söhnen sichern. Das Pariser Parlament tadelte in einer ausführlichen Eingabe unverhohlen die Mängel der Regierung, fand aber kein Gehör. Auch die Calviuisten fürchteten Gewaltmaßregeln und gewannen in dem Prinzen Heinrich Conds einen tapferen Verteidiger. Schon drohte der Bürgerkrieg, da griff der junge König, der unterdes volljährig geworden war, ein. Auf den Rat und mit Hilfe eines jungen Adligen, der mit ihm aufgewachsen war, nahm er die Regierung selbst in die Hand und verbannte seine Mutter aus der Hauptstadt. Allein er war so wenig selbständig, daß er bald der Willkür des neuen Günstlings nicht zu steuern vermochte und dadurch den Unwillen des Adels aufregte. Die Unzufriedenen begaben sich zur Königin-Mutter
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