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1. Die neue Zeit - S. 144

1895 - Leipzig : Dürr
— 144 — Mit Spanien dauerte der Krieg fort. Kosteten schon die Heere viel, so verschlang die Hofhaltung fast noch mehr. Mazarin verteilte mit vollen Händen einträgliche Ämter, Würden, Gelder unter die hohen Adligen, um sich Freunde zu machen; für die Leiden des Volkes hatte er kein Herz. Immer neue Steuern schrieb er aus und erhöhte die bestehenden. Unter anderem wurden die Häuser in den Vorstädten von Paris mit einer drückenden Grundsteuer belegt, und die in die Stadt eingeführten Waren einem hohen Zoll unterworfen. Nun hielt sich das Parlament von Paris für verpflichtet, sich des gedrückten Volkes anzunehmen und Widerstand zu leisten. Als die Königin mit dem Prinzen selbst im Parlamente erschien, um die Eintragung der Steuern zu erzwingen, sprach der General-Advokat Talon zu ihr: „Seit zehn Jahren ist das Land ruiniert, die Bauern liegen auf Stroh, ihr Gerät ist verkauft, und die Unglücklichen müsi- von Hafer- und Gerstenbrot leben. Bedenken Sie, Madame, dieses , ab des Volkes in Ihrem Herzen; alle Ehre gewonnener Schlachten, aller Ruhm eroberter Landschaften kann die nicht ernähren, welche kein Brot haben und Myrten, Palmen und Lorbeern nicht zu den ernährenden Pflanzen der Erde zählen können. Ist es nicht eine moralische und politische Täuschung, zu glauben, daß die Edikte, die den Grundgesetzen der Monarchie widersprechen, die von den souveränen Kammern des Parlamentes verworfen werden, angenommen und begründet find, wenn sie der König in seiner Gegenwart verlesen läßt? Eine fv despotische Regierung mag für die Skythen und die Barbaren des Nordens passen, die nur das Antlitz der Menschen tragen; in Frankreich sind wir gewohnt, frei zu fein und als wahre Franzosen zu leben." Obgleich die Königin mehrere Räte gefangen fetzen ließ, und die kühne Sprache zu unterdrücken, so trat doch das Parlament im Saale des heiligen Ludwig zu Beratungen zusammen und beschloß, daß alle vom Parlament unabhängigen Staatsbeamten ihre Stellen niederlegen, alle außerordentlichen Gerichte, alle königlichen Sitzungen aufgehoben werden müßten, daß kein Steuergesetz ohne Einwilligung des Parlaments Gültigkeit haben dürfte. Ganz wie in England! Die Königin und Mazarin schwankten zwischen Nachgiebigkeit und Strenge. Sie verminderten die Steuern, aber gleichzeitig ließen sie die beliebtesten Parlamentsmitglieder, den Rat Brouffel und den Präsidenten Blanc Mesnil verhaften, aber weder durch das eine, noch durch das andere erreichten sie ihre Absichten. Ein gefährlicher Ausstand des Volkes in Paris (im Oktober 1648) zwang sie, die Gefangenen herauszugeben und die Beschlüsse des Parlamentes anzuerkennen, nur in die Abschaffung der königlichen Sitzungen willigten sie nicht. Die Gährung
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