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1. Die neueste Zeit - S. 106

1897 - Leipzig : Dürr
— 106 — Berlin und Brandenburg besetzt und erwartete täglich Verstärkungen. Bald jedoch riß die Begeisterung des Volkes die Regierung mit fort. In Ostpreußen erschien der Freiherr von Stein und forderte zur Einberufung des Landtages und zur Errichtung der Landwehr auf. Das Volk war uahe daran, im Notfall die militärische Ausrüstung selbst in die Hand zu nehmen. Da zögerte der König nicht länger. Er begab sich mit dem Kronprinzen nach Breslau, wo er sicherer war als in Berlin, und schloß am 24. Februar 1813 ein Bündnis mit Rußland, wobei ihm nach glücklich beendetem Kriege die Wiederherstellung Preußens in dem Umfange wie vor dem Tilsiter Frieden garantiert wurde. Ehe uoch die Kunde von diesem Bündnis in die Öffentlichkeit drang, am 17. März, erließ Friedrich Wilhelm einen Aufruf an sein Volk und an das Heer, in dem er sich an die Opferwilligkeit aller Staatsbürger wandte. Eine Proklamation Kntusows vou Kalisch aus versprach dem deutschen Volke im Falle des Sieges die Wiederaufrichtuug des Deutschen Reiches unter Mitwirkung der Fürsten und Völker, und es schien, als ob diese Erklärung von den Verbündeten überhaupt ausgegangen sei. Am 10. März, dem Geburtstage der verewigten Königin Luise, hatte der König den Orden des eisernen Kreuzes gestiftet, der die Brust jedes tapfereu Kämpfers fürs Vaterland, welches Standes er auch sein möchte, schmücken sollte. Am 27. März erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich. Die Kampfbereitschaft und Opferfreudigkeit des preußischen Volkes übertraf alle Erwartungen und steht einzig in der Geschichte da. Die Männer und Jünglinge eilten den Sammelplätzen zu, wo die freiwilligen Streiter in das Heer aufgenommen wurden, die Franen brachten ihre Trauringe, die Kinder ihre Sparpfennige, die Oberklassen der Gymnasien und die Universitäten leerten sich, alle wollten mitziehen, geben ober den Verwundeten mit Hilfe uahe fein. Theodor Körner, der Theaterdichter, verließ eine angenehme Stellung in Wien und seine Braut und widmete sich dem Kampfe für das Vaterland; erst ans dem Schlachtfelde ward er der wahre Dichter. *) Es war eine Erhebung, die au Stärke der spanischen nichts nachgab, aber sich durch die Reinheit der Gesinnung, durch die Menschlichkeit auch dem gefangenen oder verwnn- *) Ein andrer Dichter der Freiheitskriege war Ernst Moritz Arndt, geb. 1769 auf Rügen, der Sänger des schönen Liedes: Was ist des Deutschen Vaterland? Er war Professor in Greifswald, zog sich aber durch feine Schrift: „Geist unserer Zeit" die Ungnade Napoleons zu und entfloh nach Schweden. Als Freund Steins war er bei der Neugestaltung Deutschlands sehr thätig. Er starb 1860. Auch von Schenkendorf ist ein berühmter Dichter jener großen Zeit.
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