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1. Die neueste Zeit - S. 128

1897 - Leipzig : Dürr
— 128 — kommen meinten. „Der Regen ist unser Verbündeter von der Katzbach!" rief er ihnen zu, oder: „Kehrt um und sagt daheim, daß ihr euren Feldherrn verlassen habt, ich gehe hin, denn ich habe es meinem Bruder-Wellington versprochen." Glücklich wich er Grouchy aus, der unthätig bei Wavre stand. Napoleon schickte, sobald er von dem Herannahen der Preußen Kunde hatte, den Befehl an Grouchy, sosort aufzubrechen und ihm beizustehen, aber zu Grouchy gelangte diese Aufforderung erst, als es zu spät war, und aus eignem Antriebe that er nichts. Napoleon hoffte, die Engländer zu besiegen, ehe die Preußen erschienen, und in der That hielt die ersteren nur die Hoffnung auf Unterstützung noch zusammen. „Ich wollte, es wäre Abend, oder die Preußen kämen!" klagte Wellington. Und Blücher hielt Wort; als der Tag zur Neige ging, griff er in das Gefecht ein. Nun sank den Franzosen der Mut, ein panischer Schrecken durchlief ihre Reihen, sie wälzten sich in wilder Flucht der Ebene zu und rissen ihre Heerführer, zuletzt auch den Kaiser mit sich fort. Die Preußen folgten ihnen auf dem Fuße, und so ward die Niederlage Napoleons eine vollständige. Am Abend des 20. Juni kam er mit wenigen Begleitern in Paris an, er stieg nicht in den Tuilerien sondern im Elysee ab. Alles war dunkel und still, nur Caulaincourt empfing ihn. Allmählig sammelten sich seine Minister und einige Generale, auch seine Brüder Joseph, Lncian und Hieronymus um ihn. Carnot riet, das Volk zu bewaffnen und die Hauptstadt in Ver-teidignngsstand zu setzen, aber die Deputiertenkammer verlangte, daß er abdanke. Sie war ganz unter dem Einflüsse Fonchä's, der jetzt mit allen ihm geläufigen Ränken den Sturz feines Gebieters betrieb. Napoleon hätte mit Hilfe der Arbeiter aus den Vorstädten, die sich ihm zur Verfügung stellten und der nach und nach einrückenden Truppen die Kammer sprengen können, aber er vermochte sich nicht dazu zu entschließen, den Bürgerkrieg zu entzünden, und dankte am 22. Juni zu Gunsten seines Sohnes ab. Drei Tage später verließ er Paris. In Schloß Malmaison, wo seine erste Gemahlin Josephine in treuer Sorge um ihn ihre letzten Jahre verbracht hatte, genoß er noch einige Tage der Ruhe und der Erinnerung an die schönste Zeit seines Lebens, dann reiste er weiter nach der Küste, zögernd, unschlüssig, als ob er sich nie von Frankreichs Boden trennen könnte. Mehrmals bot er der provisorischen Regierung in Paris an, als einfacher General in die Armee einzutreten, erhielt aber statt einer zustimmenden Antwort die Mahnung, Frankreich sobald als möglich zu verlassen. In Rochesort angekommen, schwankte er noch immer zwischen mancherlei Ent-
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