Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die neueste Zeit - S. 147

1897 - Leipzig : Dürr
— 147 — tums Brabant weichen. In wenigen Tagen verbreitete sich der Aufstand über ganz Belgien. Man beabsichtigte damals in den vornehmeren Kreisen Belgiens noch nicht eine entschiedene Trennung von Holland, eine nach dem Haag entsandte Deputation bat nur um vollkommene Gleichstellung der beiden Reichshalsten. Als der König zögerte, stiegen die Ansprüche. Wilhelm I. berief endlich die Generalstaaten ein, und diese erklärten sich für die getrennte Verwaltung Belgiens, aber schon war jedes Entgegenkommen nutzlos, denn die Belgier hatten bereits die Regierung selbst in die Hand genommen, und ein von der provisorischen Regiernng eingesetzter Ausschuß arbeitete eine neue Verfassung aus. Die Aussicht auf Versöhnung erlosch gänzlich, als der Sohn des Königs, Prinz Friedrich, mit einem Heere gegen Brüssel heranrückte und eine Proklamation vorausschickte, in der er den Anstiftern der Empörung mit Strafen drohte und die Entfernung der brabantischen Farben forderte. Die Brüsseler wiesen ihn mutig ab und erhielten so starken Zuzug aus der Provinz, daß er den Rückzug antreten mußte. Am längsten widerstand die holländische Besatzung in Antwerpen. Von den Belgiern im Felde geschlagen, zog sie sich in die Citadelle zurück, und der holländische General Chasse ließ von da aus mit siebenhundert Kanonen die Stadt mehrere Stunden lang beschießen. Der Schaden, der dadurch angerichtet wurde, war eiu ungeheurer und traf auch viele fremde Kaufleute, deren Waren in Antwerpen lagerten. Doch wurde nichte damit erreicht, im Gegenteil, die holländische Regierung verlor auch noch die Sympathie des Auslandes. Am 18. November 1830 sprach der damit beauftragte National - Kongreß die Unabhängigkeit Belgiens aus, und das zusammenberufene nationale Parlament bestätigte die neue Verfassung. Die Volksvertretung sollte hinfort aus zwei Kammern bestehen, beide aber aus den Wahlen hervorgehen. Kirche und Staat wurden getrennt, doch sollten die Geistlichen den Staatsgesetzen ebenso unterworfen sein, wie andere Unterthanen, und das religiöse Bekenntnis dürfte keinem Zwange unterliegen. Die Spitze des Staates bildete nach wie vor das Königtum. Man fragte erst bei dem französischen Könige Louis Philipp an, ob sein Sohn, der Herzog von Nemours, die Krone annehmen würde. Da aber Ludwig Philipp mit Recht fürchtete, daß die übrigen Großmächte eine solche Erweiterung der französischen Machtsphäre nicht dulden würden, so verzichtete er selbst auf diesen Plan. Man dachte auch an den Herzog von Leuchtenberg, den Sohn des einstigen Vicekönigs von Italien, Eugen Beauharnais, allein das würde Frankreich schwerlich zugegeben haben. Unterdessen hatten 10*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer