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1. Die neueste Zeit - S. 148

1897 - Leipzig : Dürr
— 148 sich schon die Minister der Großmächte zu einer Konferenz in London eingefunden, um die belgische Frage in Erwägung zu ziehen. Diese Konferenz entschied sich noch im Dezember 1830 für die Trennung Belgiens von Holland und schlug den mit dem englischen Königshause verwandten Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg als Thron-kandidaten vor. Die Vertreter des belgischen Volks wählten den einsichtsvollen, allgemein geachteten Prinzen gern zum Könige der Belgier (nicht Belgiens), und so bestieg der Wettiner als Leopold I. im Juli 1831 den Thron. Bei der Feststellung des Gebietes des neuen Königreiches hatte man sich über Luxemburg nicht einigen können. Belgien und Holland machten ans die Oberhoheit über dieses dem deutscheu Bunde zugehörige Ländchen Anspruch. Die Angelegenheit blieb zuletzt einem späteren Ausgleich vorbehalten. Im Jahr 1838 wurden Luxemburg und Limburg zwischen Holland und Belgien geteilt, und Wilhelm I ergab sich nach langem Sträuben, von Frankreich gezwungen, in das Unvermeidliche. Das Herzogtum Warschau war vom Kaiser Alexander I. 1815 zu einem Königreiche Polen mit eigner Verfassung erhoben worden. Damals war Alexander noch von humanen Ideen erfüllt gewesen, und so hatte er gewissermaßen, um sich selbst genug zu thun, ein konstitutionelles Staatswesen geschaffen. Das Wunderbare war freilich, daß dieser konstitutionelle Staat mit dem beinahe despotisch regierten Rußland aus das engste zusammenhing. Die Polen hatten sich infolge-dessen sehr bald über willkürliche Auslegung der Verfassung und thatsächliche Bedrückung zu beklagen, und der alternde, in Metternichs Fußtapfen wandelnde Kaiser half ihnen nicht, wenn auch der Statthalter, Großfürst Konstantin, noch so wenig Rücksicht ans die Konstitution nahm. Kaiser Nikolaus betrachtete die Polen mit Mißtrauen, besonders als einige Hundert von ihnen, die an der Militärverschwörung in Petersburg teilgenommen hatten, vom Senat zu Warschau freigesprochen worden waren. Je höher die Spannung stieg, desto mehr überließen sich die Polen ihrer nationalen Sehnsucht nach der Wiederausrichtung ihres Staatswesens in seinem einstigen Umfange. Nun gab es in dem neuen Königreiche zwei Parteien. Die eine, zu welcher vor allem der hohe Adel gehörte, wollte einen plötzlichen Bruch mit Rußland vermeiden, unter den Polen aller früheren Reichsteile aber die nationale Zusammengehörigkeit pflegen und die allmähliche Ablösung von Rußland vorbereiten, die andere, die man die demokratische nennen könnte, wollte sobald als nur irgend möglich den Freiheitskampf be-
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