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1. Die neueste Zeit - S. 151

1897 - Leipzig : Dürr
— 151 — nach einer konstitutionellen Verfassung bis zur Ungeduld gesteigert. In Preußen wartete man vergebens auf die endliche Erfüllung der Erklärung, die der König am 22. Mai 1813 von Wien aus gegeben, daß er die Gründung von Reichsständen und die Verleihung einer Verfassung beabsichtige. Friedrich Wilhelm Iii. neigte sich, je älter er wurde, desto mehr dem System Metternichs zu; die Furcht, daß mit-jedem Zugeständnis an den Volkswillen die revolutionären Ideen der Franzosen in Deutschland Boden gewinnen könnten, machten ihn bedenklich. Er fand die lebhafteste Zustimmung und die nachdrücklichste Unterstützung nicht allein bei den Ständen, die von jeher das Privilegium besessen hatten, an der Regierung teilzunehmen, bei dem Adel und der Geistlichkeit, sondern auch bei einer weitverbreiteten Klasse von Gelehrten, Dichtern und Malern, die man unter der Bezeichnung „romantische Schule" zusammenfaßt. Während der französischen Gewaltherrschaft, in einer trüben Zeit, war sie entstanden. Indem sie sich von der traurigen Gegenwart abwandte, suchte sie Ersatz in der Vergangenheit, in der Hoheustauseuzeit, in der Sagenwelt der mittelalterlichen Schriftsteller, der deutschen wie der romanischen, im Rittertum, in der triumphierenden Kirche mit ihren Domen, Klöstern und Kreuzzügen. Dadurch, daß sie aus die glorreiche Herrlichkeit des einstigen deutschen Reiches hinwiesen, halsen sie die Begeisterung der Befreiungskriege entflammen, aber ihre Schwärmerei für das Verschollene, für die feudalen Staatsformen des Mittelalters, machte sie zu willigen Helsern und Dienern der Metternichschen Reaktion. Männer, wie der Philosoph Fichte, dessen in Berlin gehaltene „Reden an die deutsche Nation" zum Kampfe gegen Napoleon anregten, gehörten dieser Richtung an, aber auch die Dichter Tieck, Fouque, Zacharias Werner, Clemens Brentano, die rückwärts drängten in Mysticismus und Patriarchalismus. Selbst in den süddeutschen Staaten hemmten der Einfluß Metternichs und die Partei der Reaktionäre den Aufschwung des nationalen Lebens. In Bayern hätte König Ludwig I. gern dem Geiste der Zeit Rechnung getragen; da er aber auf zu große Schwierigkeiten stieß, suchte er seiner Hauptstadt München und seinem ganzen Lande durch Förderung der bildenden Kunst zu nützen. Großartige Sammlungen, wie die Pinakotheken, Kirchen und Paläste in München, die Walhalla und die Ruhmeshalle bei Regensburg legen von seinem Eifer heute noch ein glänzendes Zeugnis ab. In Württemberg und Baden halfen wohlwollende Fürsten zu einer freisinnigen Ausgestaltung der schon gewährten Verfassung kräftig mit, hier wie dort erhielt die Presse einen freieren Spielraum,
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