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1. Teil 3 - S. 54

1893 - Leipzig : Brandstetter
54 — löchert; eine Kugel bringt in fein Kleib und mürbe ihn durchbohrt haben, wenn nicht ein goldenes Etui in der Westentasche sie aufgehalten und sein Leben gerettet hätte. Zwei Adjutanten stürzen an feiner Seite. Seine Gene-rale bitten ihn flehentlich, den gefährlichen Ort zu verlassen, aber er antwortet: „Wir müssen hier alles versuchen, um die Schlacht zu gewinnen, itnb ich mu§ hier so gut wie Ahr meine Schuldigkeit thun.11 An beni Getümmel aber ist nichts mehr zu gewinnen, beim ringsum herrscht die wilbeste Flncht. Bei biefem Anblick scheint der König den Tod zu suchen. „Giebt es beim feine verwünschte Kugel für mich?" ruft er verzweifluugsvoll aus. Die feinbliche Kavallerie braust heran und umringt ihn. Schon ist er in Gefahr, ge-fangen zu werben, als ein tapferer Husarenoffizier, einer der Letzten auf dem Schlachtselbe, feines Pferbes Zügel ergreift und ihn halb mit Gewalt aus dem Getümmel rettet. @3 war die schwerste Nieberlage, die Friedrich jemals erlitten. Er hatte über 18 000 Manu, 180 Kanonen und 28 Fahnen eingebüßt. Er selbst, alle seine Generale und höheren Offiziere waren verwunbet. Das ganze Heer schien aufgelöst, seine Hauptstadt Berlin und sein Semb verloren. Noch vom i^chlüchtfelbe ans schrieb er einen kurzen Bericht über die Niederlage an seinen Minister, den Grafen Finkenstein, nach Berlin, der mit den Worten schloß: „Das ist ein grausames Unglück, ich werbe es nicht überleben. Die Folgen der Schlacht werben schlimmer sein, als die Schlacht selber. Ich habe keine Hilfsquellen mehr, und wenn ich die Wahrheit sagen soll, ich halte alles für verloren. Ich werde das Verderben meines Vaterlandes nicht überleben. Leben ^ie wohl auf ewig!" Nie war feine Standhaftigkeit so erschüttert worden, als an diesem unglücklichen Tage. In wenig Stnnben hatte ihn das Kriegsglück von der Höhe eines Sieges in die Tiefe einer vollkommenen Nieberlage gestürzt. Schlaflos verbrachte er eine schreckliche Nacht in einer halb zerstörten, allen Winden offen stehenden Bauernhütte, aus einem ärmlichen Strohlager; um ihn her lagen seine Adjutanten aus bloßer Erde; einige Grenadiere bewachten ihn. An den Russen war es jetzt, den Sieg zu benutzen, rasch vorwärts zu bringen, Berlin zu erobern und so den gefürchteten Preußenkönig mit einem Schlage nieberzuwerfen. Friedrich erwartete auch nichts anberes, und schon hatte er Befehl gegeben, die königliche Familie und die wichtigsten Schätze seiner Hauptstadt nach Magdeburg zu retten. Aber auch die Russen hatten in der Schlacht große Verluste gehabt und im Verein mit den Österreichern an 16 000 Mann eingebüßt. Der russische Anführer, Soltikow, schrieb seiner Kaiserin nach Petersburg: „Ew. Majestät wissen, daß der König von Preußen seine Niederlagen sehr teuer verkauft. Noch einen solchen Sieg, und ich werde die Nachricht davon mit dem Stabe in der Hand allein überbringen.“ Zwar stand
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