Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Teil 3 - S. 77

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 77 — Landwirte rief er nicht nur auf die königlichen Domänen als Aussetzer oder Pächter, sondern er ermunterte auch die Edelleute, diesem Beispiele zu folgen. Den Klöstern Schlesiens, die sehr große Ländereien befaßen, bestätigte er die neu gewählten Äbte nur gegen das Versprechen, auf ihren Gütern Weinstöcke, Maulbeerbäume und Kartoffeln pflanzen, Bieuengärten anlegen, die Schafzucht veredeln, magdeburgifche Verwalter und französische Seidenbauer kommen zu lassen. Zur Zeit Friedrichs war der Kartoffelbau noch nicht allgemein eingeführt. Merkwürdig bleibt es nun, wie viel Mühe der König hatte, feine Unterthanen zum Anbau und zum Gebrauch dieses für uns jetzt unentbehrlichen Nahrungsmittels zu gewöhnen. Als im Jahre 1745 eine große Hungersnot herrschte, schenkte Friedrich einzelnen Ortschaften ganze Wagenladungen voll Kartoffeln, ließ die Leute über den Gebrauch der Frucht belehren und selbst von den Kanzeln herab den Anbau derselben empfehlen; aber alles war umsonst, die Bauern wollten nichts davon wissen. In einzelnen Ortschaften Schlesiens glaubte man, der Genuß derselben erzeuge das Friesel (Fieber), weshalb man sie Frieselbissen nannte. Fast mit Zwang wurde der Gebrauch der Kartoffel zunächst in Pommern verbreitet, und erst in den bösen Hungerjahren 1771 und 1772 kam auch in den übrigen Provinzen eine Brot-teuerung den Ermahnungen der Behörden zur Hilfe, so daß der König auf feiner Reise durch Niederschlesien die Freude hatte, überall Kartoffelfelder zu sehen. Er befahl auch feinen Beamten den Gebrauch der Kartoffel und ging selbst mit gutem Beispiele voran. Als er auf feiner schlesischen Reise in Brieg sich aufhielt, ließ er sich die dampfenden Kartoffeln auf den Balkon des Kommandantenhaufes bringen und aß sie vor den Augen des zuschauenden Volkes. Große Striche fruchtbaren Landes wurden durch die Entwässerung des Oder- und Warthebruches gewonnen. Die Oder, welche sich nördlich von Frankfurt in zahlreiche Arme teilte, überschwemmte oft meilenweit die Niederungen und verwandelte sie in sumpfiges Bruchland. Die spärliche Bevölkerung desselben konnte sich nur notdürftig von Fischfang, Jagd und Viehzucht erhalten. Die Schutzarbeiten früherer Jahrhunderte waren ohne besondere Erfolge geblieben. Da nahm Friedrich nach Beendigung des 2. schlesischen Krieges das Werk der Entwässerung in die Hand. Er ließ das Hauptbett der Oder vertiefen, und dem Strome einen möglichst schnellen Abfluß zu schaffen. Zur Verhütung weiterer Überschwemmungen wurde der Fluß mit Deichen oder Dämmen eingefaßt und durch zahlreiche Gräben und Kanäle das Wasser aus den versumpften Gebieten in den Strom abgeleitet. Nach sieben Jahren war das Werk beendigt, mehr als 200 000 Morgen fruchtbares Land gewonnen und die ehedem weit ausgedehnte Wildnis in Kulturboden verwandelt, der, fortan gegen die verheerenden Gewässer geschützt und mehr und mehr mit blühenden Dörfern bebaut, sich zu einem der reichsten Ackerbauländer des
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer