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1. Teil 3 - S. 99

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 99 — als Soldat, seine Einfachheit und Sparsamkeit, und seine schlichte Frömmigkeit, in das ganze Seelenleben seines Sohnes zu Pflanzen, erschien ihm als die heiligste Aufgabe seines Lebens. Großes hatte er schon für seinen Thronfolger gethan; noch Größeres, so hoffte er zuversichtlich, werde dieser einst für Preußen thun. In diesem Sinne schrieb er schon 1720 bei der Erwerbung Vorpommerns: „Der Kurfürst Friedrich Wilhelm hat die Aufnahme und den rechten Flor in unser Haus gebracht, mein Vater hat die königliche Würde erworben, ich habe das Land und die Armee in Stand gesetzt; an Euch, mein lieber Nachfolger, ist, was Eure Vorfahren angefangen, zu behaupten und die Länder herbeizuschaffen, die unserem Hause von Gott und Rechtswegen zugehören." Dazu war freilich erforderlich, daß der Sohn wie der Vater mit Leib und Seele aufging in seinem königlichen Amt und selber das Beispiel hingebender Pflichttreue, unermüdeter Arbeit und vollendeter Selbstverleugnung gab. Daß das Schwierigkeiten haben könnte, daran dachte er nicht. Der junge Friedrich sollte nach dem Willen des Vaters zunächst ein braver Deutscher werden, einfach und schlicht in seinem Wesen, wie er selbst es war. Doch gab er ihm nicht nur eine französische Erzieherin, sondern später auch einen französischen Lehrer, zwei ausgezeichnete Persönlichkeiten, die bald großen Einfluß auf das Wesen des jungen Prinzen gewannen und denen er in dankbarer Verehrung bis zu ihrem Tode anhing. Aber sie erzogen den hochbegabten Knaben nicht zu einem Deutschen, flößten ihm vielmehr schon frühe eine Vorliebe für französische Sprache und Litteratur ein. Daher seine begeisterte Verehrung des französischen Volkes, daher zog er besonders Franzosen gern an seinen Hos und in seine nächste Umgebung, daher auch die Abneigung, ja Verachtung gegen die deutsche Sprache und Litteratur. Während er französisch schrieb, sprach und dichtete, hat er das Deutsche nie richtig sprechen und schreiben gelernt, und wo er es doch sprechen und schreiben mußte, machte er nicht nur viele Fehler, sondern vermengte es auch mit zahlreichen französischen Ausdrücken. Lateinische Sprache sollte der Kronprinz gar nicht lernen, griechische und römische Geschichte nur oberflächlich, dagegen sehr eingehend die deutsche Geschichte der letzten 150 Jahre, besonders auch die Geschichte Brandenburgs. Auch sollte er schon als Knabe genau die Verhältnisse der Nachbarländer kennen lernen. Er sollte aber auch ein guter, frommer, evangelischer Christ werden. Das schärfte der König den Erziehern seines Sohnes besonders ein. Wie eine der ehrenwertesten Eigenschaften des Vaters seine Wahrhaftigkeit, sein Abscheu vor Schmeichelei und Lüge war, so sollte auch der Sohn aufrecht und aufrichtig wie er selbst sein. Ehrfurcht vor Vater und Mutter sollte er lernen, aber sie sollte nicht knechtisch sein, und ebenso ehrfürchtig sollte er gegen Gott sein. „Insonderheit muß meinem Sohne eine rechte Liebe und Furcht vor 7*
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