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1. Teil 3 - S. 138

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 138 — 25. Februar 1803 beendete diese sogenannte „Reichsdeputation" ihre Beratungen. Durch den Reichsdeputationshauptschluß erhielt die deutsche Landkarte eine ganz neue Gestalt. . Mit Ausnahme des bedeuten!) verkleinerten Erzbistums Mainz wurden sämtliche Erzbistümer, Bistümer und Abteien verweltlicht und unter die weltlichen Fürsten verteilt. Auch die noch vorhandenen 48 Reichsstädte wurden ans 6 — Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt am Main, Augsburg, Nürnberg — vermindert. Sämtliche Fürsten erhielten bedeutend mehr, als sie eingebüßt hatten. Um für das Verlorene recht viel Besitz einzutauschen, erschienen die fürstlichen Gesandten mit goldbeladenen Händen in Paris und versuchten Bestechungen aller Art. Wer die größten Gaben brachte oder am geschicktesten zu schmeicheln verstand, trug auch die besten Güter davon. So tief demütigten sich die deutschen Fürsten vor dem fremden Machthaber, der damals noch den Titel eines Konsuls trug. Aus diesen beschämenden Vorgängen lernte Napoleon zuerst Deutschland genauer kennen; kein Wunder, daß seine Achtung vor der deutschen Nation nicht sehr groß war. Welch ein gutes Geschäft damals die deutschen Fürsten mochten, geht ans folgen* dem hervor. Prcuszen erhielt für 48 auf dem linsen Rheinufer abgetretene Quadrat-meilen (die Herzogtümer Kleve und Geldern) nahezu 200, nämlich die Bistümer Hildesheim, Paderborn und den größten Teil von Münster, vom Erzbistum Mainz die Stadt Erfurt und das Eichsfeld, sowie die freien Städte Nordhansen, Goslar und Mühlhausen. — Bayern erhielt 290 Quadratmeilen für abgetretene 200, nämlich die Bistümer Würzburg, Samberg, Freisingen, Augsburg und Passan und eine Reihe von Abteien und Reichsstädten. — Württemberg erhielt für das abgetretene Mömpelgard eine große Anzahl von Klöstern und mehrere wichtige Reichsstädte, z. B. Reutlingen, Hall, Gmünd, Heilbronn, Eßlingen u. a. — Bilden wurde am reichsten bedacht; es erhielt für 8 abgetretene Qnadratmeilen deren 60, teils fur-pfälzische, teils geistliche Gebiete mit vielen Klöstern und kleinen Reichsstädten; auch Heidelberg und Mannheim kamen zu Baden. — Ebenso wurden die übrigen Länder vergrößert und abgerundet. In Bayern, Württemberg und Baden (letztere beiden wurden auch zu Kurfürstentümern erhoben) schuf sich Napoleon schon damals gute, willige Nachbarn, die mehr zu Frankreich als zu Deutschland neigten. Mit diesen Veränderungen war auch eine andere Zusammensetzung des deutschen Reichstages verbunden, so daß also durch den Frieden zu Luue-ville 1801 und durch den Reichsdeputations Hauptschluß 1803 dem deutschen Reiche die Axt an die Wurzel gelegt wurde. So willkürlich schalteten damals die Franzosen in unserem Vaterlande, und die Stimme des deutschen Kaisers galt weniger als die des Konsuls von Frankreich. b) Österreichs Niederlage im Kampfe mit Frankreich. Auch nach seiner Kaiserkrönung erlaubte sich Napoleon die schreiendsten Ungerechtigkeiten gegen die übrigen Mächte. Nicht zufrieden mit der Kaiserkrone, verwandelte er das nördliche Italien, bisher Republik, in ein Königreich, machte sich zum König desselben und ließ sich in Mailand mit der eisernen Krone der Lombarden schmücken. (Vergl. Karl d. Gr., Otto I., Barbarossa.) Andere Teile Italiens schlug er entweder zu Frankreich oder schenkte sie seinen Verwandten.
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