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1. Teil 3 - S. 218

1893 - Leipzig : Brandstetter
— 218 — Er wollte anfänglich auf den Höhen gleich südlich von Berlin Aufstellung nehmen; dann beschloß er sogar, rückwärts über die Spree zu gehen und die Hauptstadt der zügellosen Rache des erbitterten Feindes preiszugeben. Auf Bülows dringende Vorstellungen dagegen meinte er: „Was ist Berlin? — eine Stadt?" — Aber es war die Hauptstadt Preußens, das Herz der ganzen deutschen Erhebung, und mit vollem Recht erklärte Bülow zornig, seine Knochen sollten vor, aber nicht hinter Berlin bleichen. Trotzdem that der Kronprinz nichts, des Feindes Vormarsch zu hindern; ja er befahl fogar Tauenzien den Rückzug. Da folgten die preußischen Generale dem Vaterlandsgefühl mehr, als einem fast verräterischen Oberbefehl. Tauenzien blieb stehen, und Bülow beschloß den Angriff. Am Nachmittage des 23. August kam es bei Großbeeren, zwei Meilen südlich von Berlin, zum Kampfe. Ein dicker Wolkenschleier lag über der Landschaft. Unter strömendem Regen gingen die Preußen, unter ihnen viele Landwehrleute, vor, alle voll Kampflust, doch niemand ergrimmter als die pommerfche und brandenbnrgische Landwehr, die hier recht eigentlich für Weib und Kind, für Haus und Herd focht. Sie drehte die Gewehre, die bei dem schrecklichen Regenwetter versagten, um und hieb unter dem Rufe „So flutscht et bäter" mit schmetternden Kolbenschlägen auf die Schädel der Feinde ein. Nach furchtbarer Blutarbeit wurde Großbeeren am Abend genommen; die Franzosen traten den Rückzug au. Sie hatten es nur der Gleichgültigkeit des Kronprinzen zu danken, daß sie nicht völlig aufgerieben waren; denn dieser hatte nichts gethan, Bülow zu unterstützen; auch ließ er den Feind unversolgt abziehen. Die Preußen allein, und zwar in nicht überlegener Zahl, hatten den Feind bezwungen und die Hauptstadt gerettet. Nun hob sich der gesunkene Mut der Bewohner Berlins wieder; sie hatten am Schlachttage in fieberhafter Spannung auf den Kanonendonner gelauscht, der vom Süden herüber klang. Sie wußten, was ihnen bei einem Siege der Franzosen drohte; denn Napoleon hatte besohlen, die verhaßte Stadt in Brand zu schießen. Am folgenden Morgen aber, als die Siegesnachricht eingetroffen war, eilten die Berliner in Scharen aus das Schlachtfeld hinaus, ihre Befreier zu begrüßen. Lauge Züge hochbepackter Wagen brachten Bettzeug für die Verwundeten, Wein und Speisen für die Ermatteten. Ausbrüche des Jubels und der Klage ertönten unter Eltern, die ihre Söhne, unter Geschwistern, die ihre Brüder suchten; es war des Dankens und der Umarmungen kein Ende; in tausend rührenden Zügen bekundete sich die heilige Macht der Liebe, die ein gerechter Krieg in edlen Völkern erweckt. c) Blüchers Sieg an der Katzbach am 26. August. Während Ondinot den Marsch nach Berlin antrat, wendete sich Napoleon selbst mit überlegenen Streitkräften gegen feinen gefährlichsten Feind, den thatenfrohen Blücher, in der Hoffnung, den siebzigjährigen, heißblütigen Feldherrn zu einer
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