1889 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Zurbonsen, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
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allein den schweren Zug nach Italien vollbracht, sondern, dass dieselbe auch
bei) Angreiff- Besteig- und Überwältigung des verschmitzten feindlichen
Lagers vor Turins, eiue ungemeine tapffermüth- vernnnfft- und rühm-
würdige Anführung, mithin ein solches Beyspiel von einem nicht minder
valorosen Haupt, als standhafften Soldaten, mit besonderer Distinction
erwiesen, haben die mir eingeschickten Berichte nicht sattsam beschreiben, und
eutwerffeu können; also, daß Euer Liebdeu, und bemeldten Königlichen
Preußischen Truppen billich, des mit gnädigstem Beystaud des Allerhöchsten
so ansehnlich ersochtenen Sieges, ein grosser Antheil gebühret. Darum
danu Euer Liebdeu mein danknehmliches sonderliches Vergnügen, und den
derselben hiermit vom Publice zu kommenden Ehren-Ruhm bezeigen, und
abstatten, sodann meine Kayserliche fortwährende Gewogenheit bestätigen,
und zugleich mit auftragen wollen, dieselbe möchten denen andere unter
dero Commando stehenden Königlichen Preußischen Generalen und Officierern,
so dem Beyspiel dero Valor, mit ihrer Tapfferkeit, zu Erstreitung der
erworbenen Glorie, ftandhafftig gefolget, und feeundiret haben, mein Wohl-
gefallen andeuten, sie auch meiner Kayserlichen Guad versichern, in der
gnädigsten gäntzlichen Zuversicht, Euer Liebdeu werdeu bey denen von der
starcken Hand des allmächtigen Herrn der Heerschaaren, der Gerechtigkeit
meiner und der Alliirten Waffen, nun weiters öffnenden Gelegenheiten und
Operationen, uoch feruers fort dero patriotischen Eyfer und tapferes Bey-
thuu, zu beständiger Wohlfahrt der gemeinen Sachen, nnanssetzlich angedeyen
lassen; und verbleibe Euer Liebdeu mit Kayserlicheu Guadeu, und allem
guteu wohl beygethau. Geben in meiner Stadt Wien, den 28. Monats-
Tag Septembris, im siebenzehenhnndert und sechsten Jahr.
Euer Liebdeu
gutwilliger Oheim,
145. Der Staat unter Friedrich Wilhelm I.
(Gesammelte Werke Friedrichs d. Gr. Auswahl in Nebertragung, Berlin 1837, S. 7s f.)
Der Staat veränderte uuter Friedrich Wilhelm sast ganz und gar
seine Gestalt. Der Hof ward verabschiedet, und die großen Gehalte erlitten
Schmälerungen; viele, die früher eiue Kutsche gehalten hatten, gingen jetzt
zu Fuße, daher es im Volke hieß, der König hätte den Lahmen die Beine
wiedergegeben. Unter Friedrich I. war Berlin das nordische Athen, unter
Friedrich Wilhelm ward es zum Sparta. Die ganze Regierung war mili-
tärisch. Mau vermehrte die Armee, und in dem Eifer der ersten Wer-
O Das Heer der Franzosen vor Turin (unter Orleans, Feuillade und Marsin)
betrug 50000 Manu, das der Österreicher und Preußen ungefähr die gleiche
Zahl. Die Franzosen verloren 6 000, die Österreicher 3300 Tote, während die
Preußen 188 Tote und 549 Verwundete zählten.