1889 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Zurbonsen, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
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Während diese Veränderungen vorgenommen wurden, verschwanden
Luxus, Prunksucht und Vergnügungen; der Geist der Sparsamkeit verbreitete
sich über alle Stände, bei Reichen wie bei Armen. Unter den vorigen Re-
gierungen verkauften viele Adlige ihre Besitzungen, um Drapd'or und Tressen
Zu kaufeu. Diese Thorheit hörte jetzt auf. In den meisten preußischen
Staaten müssen die Edelleute sehr sorgfältig haushalten, um ihre Familien
p ernähren, weil das Erstgebnrtsrecht nicht stattfindet, also Väter, welche
viele Kinder auszustatten habeu, die uach ihrem Tode ihr Haus in neue
Zweige teilen, nur durch Sparsamkeit sich ein anständiges Einkommen ver-
schaffen können. Diese Verminderung der Ausgaben im Volke verhinderte
nicht, daß viele Handwerker ihre Kunst vervollkommneten; unsere Kutschen,
Tressen, Sammet und Goldarbeit gingen nach ganz Deutschland. Aber
was zu beklagen ist, man ließ während dieser nützlichen und großartigen
Anordnungen die Akademie der Wissenschaften, die Universitäten, die freien
Künste und den Handel gänzlich in Verfall geraten. Die Vakanzen in der
königlichen Akademie der Wissenschaften wurden schlecht und ganz ohne
Wahl wieder besetzt. Die Zeit schieu infolge seltsamer Entartung etwas
darin zu setzen, eine Gesellschaft von so hehrem Ursprünge, deren Arbeiten
ebensosehr den Nationalrnhm wie die Fortschritte des menschlichen Geistes
förderten, gering zu achten. Während diese Gesellschaft in Todesschlaf
versank, erhielten doch die Medizin und Chemie sich in Ansehn. Pott,
Marggraf und Eller verbaudeu und zersetzten mancherlei Stoffe; sie klärten
die Welt mit ihren Entdeckungen ans, und die Anatomen erlangten ein
Gebäude für öffentliche Sektionen, welches nachmals eine blühende Schule
für Chirurgen wurde. —
146. Der Friede von Stockholm.
1720*).
(Ghillany, Europäische Chronik von 1492 bis Ende April 1872, Leipzig 1865. I., S. 236 f. Ausziigl.
bei Schilling a. a. O.)
Der friede umfaßt 2<\ kaupt- und 2 Nebenartikel. Am wichtigsten ist:
— Art. 3. Gleichwie Ihre Königliche Majestät von Schweden . . .
vermöge des mit Seiner Königl. Majestät von Großbritannien unterm
18. Augusti 1 '19 errichteten, eingangs berührten und beiderseits ratifieirten
Präliminar-Traktats und dessen Separat-Artiknls bereits versprochen haben,
für sich, dero Erben und Nachkommen die Stadt Stettin samt dem Distrikt
zwischen der Oder und der Peeue mit denen Inseln Wollin und Usedom
an Se. Köuigl. Majestät in Preußen, dero Königliches Hans, auch dero
Erben und Suceefsoreu ohne Ausnahme, aus ewig und mit eben dem
Rechte zu cediren, — also hat es auch dabei seiu Beweuden und cediren
und übertragen Sie kraft dieses nochmalen für Sich, das Reich Schweden
und Ihre Suceessoreu und Nachkommen Sr. Königl. Maj. in Preußen,
*) 21. Januar. Die Präliminarien waren am 29. Augnst 1719 unterzeichnet