1889 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Zurbonsen, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
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fortnehmen und rauben konnten, haben sie verbrannt oder rninirt und
zerstört, sämtliche Pferde aus deu köuiglicheu Ställeu und sämtliche Wagen
mit fortgeführt. — Außerdem haben sie alle Schatzkammern, garde-meubles,
Speicher und Magazine von Grund und Boden aus verwüstet oder rein
ausgeplündert. Diese Nachrichten verbreiteten allenthalben eine solche
Betrübnis, daß niemand an etwas anderes denken konnte. Es schmerzte
uns doppelt, daß alle Briefe immer wiederholten: die Russen hätten sich
wie ehrliche Leute und ehrliche Feinde, die Österreicher und Sachsen da-
gegen, welche letztere besonders in Charlottenburg hausten, hätten sich wie
Barbaren und wie gemeine Diebe benommen. Mein Gott, welche Unzahl
von Menschen sind durch alle diese Gewaltthaten verarmt und unglücklich
geworden')!
173. Die Haltung der Kaiserin Katharina Ii.
Russische Note au den österreichischen Gesandten in Petersburg, 1762, 13. Juli.
(U. Arneth, Geschichte Maria Theresias, Wien, 1863 ff., Bd. Vi., S. 481; französ.)
Nachdem Ihre Maj. die Kaiserin zur Befriedigung aller Ihrer getreuen
Unterthanen glücklich deu Thron aller Reußen bestiegen2), gab Sie am
selben Tage Befehl, dem Herrn Gesandten Mitteilung davon zu machen
und ihm gleichzeitig die Versicherung zu geben, daß Ihre Maj. fest ent-
schlössen sei, gute und dauernde Freundschaft mit Ihrer Maj. der Kaiserin-
Königin zu unterhalten. Zum besseren Beweise dieser Gesinnung der
Kaiserin hat das russische Ministerium deu Befehl, dem Herrn Gesandten
die vertrauliche Mitteilung zu macheu, daß unverzüglich nach der Thron-
besteiguug Ihrer Kaiserl. Maj. durch einen Kurier an den Oberbefehlshaber
Grafen Czernitscheff der Besehl abgegangen ist, dem Könige von Preußen
die formelle Erklärung zu machen, daß Ihre Kaiserl. Maj. alle Mittel
anzuwenden wüusche, um in Europa einen allgemeinen Frieden zu sichern,
und daß Sie gewillt sei deu besonderen, welcher kürzlich mit Sr. Maj. von
Preußen geschlossen worden^), solange zu beobachten, als der König Ihr
keine Veranlassung geben werde ihn zu brechen; das Wohl Ihres Reiches
erheische es, daß der Gras Czeruitscheff mit seinem ganzen Armeekorps^)
nach Rußland zurückkehre. Sollte der König versuchen der erwähnten
Rückkehr in den Weg zu treten, so hat der Gras Czeruitscheff Befehl, sich
mit der Armee oder dem zunächst stehenden Truppentheile Ihrer Maj. der
Kaiseriu-Königiu zu verbinden, und in dem Falle, daß beim Empfange
dieses Befehles der Graf Czernitscheff seine Vereinigung mit der preußischen
') Tie Stadt mußte I V? Million Thaler Brandschatzung und 200 000 Thaler
Donceurgelder au Tottleben bezahlen. Am Il. Oktober zogen die Feinde a!).
2) Am 9. Juli wurde Katharina in Petersburg zur Kaiserin ausgerufen,
am 17. Juli Peter Iii. ermordet.
3) Am 5. Mai in Petersburg. — 4) 20000 Mann,