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1. Teil 2 - S. 79

1912 - Leipzig : Freytag
79 nieder; sie trieben Ackerbau und Viehzucht. Manche bildeten sich auch nach und nach zu Handwerkern ans. Anfangs waren sie noch nicht frei; sie wohnten außerhalb der schützenden Mauer und wurden Pfahlbürger genannt. Die Bewohnerschaft schied sich in: Laufe der Zeit in zwei Stände, in die Reichen und in die Armen. Die Reichen nannte man auch die Geschlechter oder die Patrizier; zu ihnen gehörten die Adeligen, die aus den früheren Dienstleuten hervorgegangen waren, die Großkaufleute und die Großgrundbesitzer. Die Kleinbauern und die Handwerker bildeten den Stand der Unbemittelten. Die Handwerker suchten sich dadurch mehr Ansehen zu verschaffen, daß sie sich im 12. und 13. Jahrhundert zu gegenseitiger Hilfe und zu gegenseitigen! Schutze zu Vereinigungen zusammenschlossen, die Innungen oder Zünfte genannt wurden. Jedes Handwerk hatte seine eigene Zunft; man unterschied also Zünfte der Schmiede, der Weber, der Töpfer, der Schwertfeger usw. Meistens wohnten die Glieder einer Innung in derselben Straße, so kam es, daß man eine Bäcker-, eine Fleischer-, eine Gerber- und eine Böttchergasse unterschied. An der Spitze einer Zunft stand der Obermeister; er hatte streng darauf zu achten, daß die Zunftgesetze erfüllt wurden. Wer nicht zur Innung gehörte, durfte kein Handwerk ausüben. Die Mitglieder durften bei der Herstellung der Gegenstände nur die besten Rohstoffe verwenden, sie durften niemals ihre Erzeugnisse im Fenster ausstellen und sie auf dem Markte in überlauter Weise anpreisen. Die schlechten Waren wurden von dem Obermeister vernichtet, die guten erhielten den Zunftstempel. Jede Woche kamen die Zunftmeister auf ihrer Trinkstube, auf der in einer Lade die Gesetze und Verordnungen aufbewahrt wurden, zusammen, um fröhlich zu sein und die eigenen Angelegenheiten zu beraten. Freud und Leid trugen die Mitglieder miteinander; sie sorgten für ihre Kranken, Witwen und Waisen und kämpften als Gefechtsabteilung unter Leitung des Obermeisters Schulter an Schulter. Die Zunft oder die Innung regelte also das gesamte Leben des Handwerkers. Sie sorgte, daß der einzelne Meister ein bestimmtes Einkommen erlangte, indem sie den Wettbewerb ausschaltete, und sie trug ungemein zur Blüte des Handwerkes überhaupt bei. Noch heute erstaunen wir über die Kunstfertigkeit des Handwerkerstandes im Mittelalter. So konnte es nicht ausbleiben, daß er zu Reichtum, Ansehen und Macht gelangte und als eigentlicher zweiter Stand neben die Geschlechter oder Patrizier trat. 4. Tie Verwaltung der Städte. Die Städte waren infolge des Handels und des Gewerbes blühende, reiche Gemeinden geworden. Mit ihrem Gelde unterstützten sie oftmals König und Kaiser gegen die aufstrebende Fürstenmacht. Aus Dankbarkeit wurden ihnen dann Rechte verliehen; sie formten sich selbst ihre Münzen prägen, wurden teilweise von den lästigen Zöllen zu Lande und zu Wasser befreit und oftmals zu freien Reichsstädten ernannt. Als solche standen sie dann direkt unter dem Kaiser oder dem Könige, zahlten eine Steuer und verwalteten sich selbst. Die andern Städte, die unter der Herrschaft eines Fürsten oder eines Bischofes standen, wurden Landst-ädte genannt. Sie trachteten danach, das Joch der früheren Herren abzuschütteln. Es kam daher zu ernsten, oftmals ungerechten Kämpfen, die aber
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