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1. Teil 3 - S. 61

1912 - Leipzig : Freytag
an sich und setzte mit Hilfe der Streichen durch, daß Peter vorläufig von der Herrschaft ausgeschlossen wurde. Wiederholt schwebte der kräftige und energische Knabe in Gefahr, von der kaiserlichen Leibwache ermordet zu werden. Doch die Mutter wußte sein Leben zu schützen. Auch befriedigte sie seine unersättliche Lernbegier und seinen ungezügelten Tatendrang. Sein Erzieher wurde der Genfer Lefort. Dieser weitgereiste Mann übermittelte dem juugeu Zaren eine vielseitige europäische Bildung und flößte ihm durch seine Erzählungen die Sehnsucht ein, die Einrichtung der westlichen Staaten und Völker näher kennen zu lernen. Auch erweckte er in dem Knaben die Liebe zum Seewesen und zu dem Soldatenstande. So lernte der zukünftige Herrscher schon in der Jugend manches kennen, was ihn entzückte und was ihn zur Nachahmung zwang. Er ließ sich Boote zimmern und schuf sich eine kleine Truppe, die nach europäischer Weise geschult wurde. Gerade sie sollte ihm von Nutzen sein; als nämlich die Zarin einen Aufstand anzettelte, um ihre Herrschaft zu befestigen, unterdrückte ihn Peter mit seinem Anhange, schickte seine Halbschwester in ein Kloster und machte sich zum Alleinherrscher. Als Zar suchte Peter zwei Ziele zu verwirklichen; er trachtete danach, seinen: Bolke die europäische Bildung zu übermitteln und seinen Staat zu einer Großmacht zu erheben. Zuerst aber kam es ihm darauf an, einen bequemen Zugang zum Meere zu erhalten; denn der damalige russische Haupthafen Archangelsk am Weißen Meere war den größten Teil des Jahres zugefroren. Die Zeitumstände waren dem Plane des Zaren günstig. Da die Türkei nüt Österreich in einen Krieg verwickelt war, ließ er in aller Eile von fremden Ingenieuren auf dem Don Schiffe bauen, mit denen er dann im Jahre 1696 das hartnäckig verteidigte A f o w gewann und damit den Schlüssel zum Schwarzen Meere in seine Hände bekam. Von nun an war seine größte Sorge auf die Ausbildung des Seewesens gerichtet. 3. Peters Reise ins Ausland und ihre Früchte. Um die europäische Kultur aus eigener Anschauung kennen zu lernen, unter nahm Peter im Jahre 1697 eine Reise nach dem Westen. Sie führte ihn über Königsberg, wo er mit dem Kurfürsten Friedrich Iii. eine Zusammenkunft hatte, und über Berlin nach Holland und England. In Amsterdam hielt er sich längere Zeit auf und arbeitete sogar in Zaandam acht Tage als Schiffszimmermann. Das höchste Entzücken bereitete ihm die englische Kriegsflotte, die ihm zu Ehren eine Seeschlacht vorführte. Voll Bewunderung soll er ausgerufen haben: „Wenn ich nicht Zar von Rußland wäre, so möchte ich wohl englischer Admiral sein!" Von England ging es dann über Dresden nach Wien. Auch beabsichtigte Peter, Italien zu besuchen. Doch ein Aufstand der Streichen zwang ihn zur eiligen Rückkehr. Über die Schuldigen brach ein blutiges Strafgericht herein; die Strelitzen-regimenter wurden aufgelöst. — Nun suchte Peter die Erfahrungen, die er auf der Reife gesammelt hatte, für seinen Staat nutzbar zu machen. Durch Gründung von Schulen und durch Anlegung von Bibliotheken wurde für die Verbreitung der europäischen Bildung gesorgt. Selbst eine Akademie der Wissenschaften wurde ins Leben gerufen; jedoch kam es dem Zaren nur auf die Verbreitung der prak-
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