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1. Teil 3 - S. 115

1912 - Leipzig : Freytag
115 Nach mehreren Unterredungen gelang es Napoleon, Alexander I. ganz für sich zu gewinnen, so daß zwischen den beiden mächtigsten Herrschern von Europa ein Bündnis zustande kam. Friedrich Wilhelm hatte an den späteren Unterhandlungen teilgenommen; aber weder er, noch die Bitten der Königin Linse hatten für Preußen mildere Friedensbestimmungeu durchzusetzen vermocht. 3. Ter Friede zu Tilsit. Am 9. Juli 1807 kam der Friede zu Tilsit zustande. Preußen trat alle Gebiete westlich der Elbe an Napoleon ab, der daraus mit den Ländern Hessen-Kassel und Braunschweig das Königreich W e st s a l e n bildete, das er seinem Bruder Jerome gab. Die Hauptstadt wurde Kassel. Außerdem mußte Preußen alles Land, das es in der zweiten und dritten Teilung Polens erworben hatte, dem Kaiser überlassen. Daraus entstand das Herzogtum Warschau, das dem Könige von Sachsen gegeben wurde. Danzig sollte eine freie Stadt sein; in Wirklichkeit wurde es eine französische Festung. Bayreuth fiel an Bayern. Preußen mußte der Festlandssperre beitreteu, durfte nur 42 000 Mann Soldaten halten und mußte 120 Millionen Frank Kriegskosten zahlen. Bis zur Entrichtung der Summe blieben die Franzosen im Lande stehen und mußten von den verarmten Bewohnern ernährt werden. Preußen verlor fast die Hälfte seines Besitzes und nahezu 5 Millionen Einwohner. Dennoch lag in dem Friedensschlüsse auch etwas Gutes; Preußen wurde vou den slavischen Elementen befreit und konnte sich nun erst zu einem nationalen Staate entwickeln. 28. Preußens Wiedergeburt. Mit dem Frieden zu Tilsit hatte Preußen seine Großmachtstellung verloren, die ihm Friedrich der Große in einem arbeitsreichen und sorgenvollen Leben errungen hatte. Sollte es je wieder ein selbständiger, in sich starker Staat werden, so mußte eine Reihe tief einschneidender Veränderungen vorgenommen werden. Vor allem galt es, den Bauern zu einem freien Manne zu machen, die Gebundenheit der Stände zu beseitigen, dem Bürger Selbstvertrauen, Gemeinsinn und Vaterlandsliebe einzuflößen, die Heeresverfassung zu ändern und die neue Fechtweise einzuführen. Es mußte ein Mann an die Spitze des Staates treten, der die Kraft in sich fühlte, alles Morsche schonungslos hinwegzufegen und aus den Trümmern neues, jugendliches Leben zu erwecken. Dazu war nur der Freiherr vom Stein imstande, den schon früher die Heldengestalt des großen Königs zum Eintritt in den preußischen Staatsdienst bewogen hatte. Während des Zusammenbruchs des Staates hatte er als Finanzminister durch seine Ruhe und Besonnenheit dem König die Kassen gerettet und ihm so die Möglichkeit verschafft, den Krieg fortzusetzen. Als oberster Minister war feine erste Sorge, durch Abzahlung der Kriegskosten das Land von dem unerhörten Druck der französischen Soldaten zu befreien. Auf feinen Rat hin verkaufte der König Domänen, nahm Anleihen auf und beschränkte seinen Haushalt auf das Allernotwendigste. Am Ende des Jahres 1808 war Napoleon so weit zufriedengestellt, daß er seine Truppen aus dem Lande zog. 8*
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