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1. Achtundzwanzig Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 21

1883 - Dillenburg : Seel
_21 Viele Ritter waren Raubritter geworden. Das konnte nicht weiter so fortgehen. Deshalb beschlossen die deutschen Fürsten, einen tüchtigen Mann zum Kaiser zu wählen. Sie kamen zu Frankfurt am Main zusammen und wählten den Grafen Rudolf von Habsburg. Derselbe war ein edler und tapferer Ritter, ein frommer und gerechter Mann und schon 55 Jahre alt. Alle Fürsten gehorchten ihm gern, nur der stolze König Ottokar von Böhmen empörte sich gegen ihn. Der Kaiser drohte ihm mit Krieg; da kam Ottokar zum Kaiser und versprach ihm zu gehorchen. Ottokar hatte immer über den alten grauen Soldatenrock des Kaisers gespottet. Rudolf zog diesen Rock auch an, als Ottokar vor ihm erscheinen wollte, und sprach: „Ottokar hat oft über meinen grauen Rock gelacht, heute soll mein grauer Rock über deu stolzen Böhmenkönig lachen." Ottokar empörte sich aber doch bald wieder. Da zog Rudolf mit seinem Kriegs-Heer gegen Ottokar und besiegte ihn. Ottokar verlor in der Schlacht das Leben. Nun suchte Rudolf in Deutschland die Ordnung wieder herzustellen. Er zerstörte viele Raubritterburgen und ließ die Raubritter selbst aufhängen. Rudolf war ein freundlicher und leutseliger Herr. Im Kriege flickte er selbst sich seine Kleider, er schlief, wie seine Soldaten, aus dem Erdboden und litt mit ihnen Hunger und Durst. Einst ging er am frühen Morgen aus dem Feldlager bei Mainz in diese Stadt. Weil es kalt war, ging er in ein Bäckerhaus und stellte sich vor den Backofen. Da kam die Bäckerfrau; sie hielt ihn für einen gemeinen Soldaten, jagte ihn fort und sprach: „Geht zu eurem Schelmen Rudolf, dem Landverderber, der uns Bäcker um alles gebracht hat." Dabei goß sie ihm auch noch Wasser über den Kopf. Am Mittag schickte Rudolf der Bäckerfrau eine Schüssel mit Fleisch und eine Flasche mit Wein und ließ ihr sagen: „Das schickt euch der arme Soldat dafür, daß er sich heute an euertn Ofen gewärmt hat." Die Frau erschrack, denn sie merkte, daß der Soldat der Kaiser selbst gewesen sei. Sie eilte zu Rudolf und bat ihn um Verzeihung. Rudolf vergab ihr gern, aber zur Strafe mußte sie in Gegenwart vieler Soldaten erzählen, wie sie am Morgen den Mann im grauen Rock vor die Thür gejagt hatte. Als Rudolf starb, trauerte man in ganz Deutschland um ihn.
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