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1. Bilder aus der Kirchengeschichte - S. 44

1876 - Braunschweig : Bruhn
— 44 - Verschlechterung der Sitten. Schrecklich ist das Bild, welches uns die Schriftsteller aus damaliger Zeit von dem allgemeinen Verderben in der Kirche des Mittelalters entwerfen. Dasselbe entstand aber daraus daß die zwei rechten Grundlehren der christlichen Kirche: 1. die von Gott eingegebene Schrift ist die alleinige Quelle der Heilslehre, und 2. der sündige Mensch wird vor Gott gerecht allein aus Gnaden durch den Glauben an Jesnm Christum, abhanden gekommen waren. 1. Neben die heilige Schrift stellte man die sogen. Tradition oder mündliche Ueberlieferung dessen, was die Apostel noch außer ihren Lchriften gelehrt haben sollten. Sie steht in vielen, ja in den wichtigsten Stücken mit der heiligen Schrift in offenbarem Widerspruch und die meisten Irrthümer der katholischen Kirche, die Lehre von dem Papstthum an der Spitze, find aus ihr entsprungen. Für die habsüchtige Geistlichkeit war sie der Born, aus dem sich immer neue Menschensatzungen herleiten ließen, und sie machte davon den weitgehendsten Gebrauch. Aber, fragen wir', warum ließ sich das Volk Lehren aufdringen, die mit dem klaren Schriftwort in offenem Widerspruch stehen? — Wir antworten: Das Volk kannte die Bibel gar nicht! Dies Damals noch äußerst seltene Buch fand sich fast nur in den großem Bibliotheken, denn es war so theuer, daß der gemeine Mann die Kosten der Anschaffung desselben nicht erschwingen konnte. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kostete eine schön geschriebene Bibel 360 Gulden,^ eine Summe, um welche damals ein Tagelöhner 15 Jahre arbeiten mußte. Dennoch mochten die Päpste die Bibel fürchten. Daher verboten sie den Laien (Nichtgeistlichen) das Lesen derselben, zuerst 1129,^und hüteten sich wohl, das Volk mit derselben bekannt zu machen. Schulen gab es nur in den Klöstern; gepredigt wurde in den Kirchen fast gar nicht und wo dieö geschah, blieb dabei die Bibel unbe-rührt. ^Alle gottesdienstlichen Handlungen wurden außerdem in lateinischer Sprache verrichtet, welche das Volk, oft sogar der Geistliche selbst nicht verstand. Der geeignete Boden für alle möglichen Irrlehren und Mißbrauche war da und er wurde benutzt. Wir wollen einige der schlimmsten auszählen : a. Der Marien- und Heiligendienst. Wohl sind die Männer, welche willig Gut und Blut für den Herrn hingegeben, um ihres Glaubens willen die grausamsten Martern erduldet haben, die Märtyrer, werth, man sie ehrt. Aber die Hochachtung, welche man ihnen zollte, ging bald in Verehrung und Anbetung über. Der Papst erklärte sie feierlich für „Heilige." Desgleichen alle Diejenigen, welche besonders tugendhaft gelebt oder sich der Kirche in hervorragender Weise nützlich gemacht hatten. Die Zahl der Heiligen mehrte sich bald so sehr, daß man nicht bloß einen für jeden Tag im Jahr hatte, sondern bisweilen sogar ihrer zehn
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