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1. Charakterbilder für den biblischen Geschichtsunterricht - S. 120

1887 - Langensalza : Greßler
120 Er hat sich bei diesem »Nein« gar nichts gedacht und nur das Ziel im Auge behalten, dem Herrn näher zu kommen. Die Nächte des Morgenlandes sind kalt; darum hatten sich die Diener und die Mannschaft der Wache im Hofe ein Feuer angezündet, um sich zu wärmen. Auch Petrus nahete sich dem Feuer, ward aber im Licht desselben alsbald als ein Fremder erkannt und mit der Frage angegangen: »Bist du nicht auch ein Schüler des Mannes!« Obgleich er schon von der ersten Lüge her sich sagen mußte, daß er ebenso unwahr gegen sich als feige und untreu gegen den Herrn gehandelt habe, so drängte er doch dieses Gefühl, über das er sich nicht Rechenschaft geben mochte, zurück, und in gereizter Stimmung antwortet er noch hastiger und ärgerlicher als das erste Mal: »Ich bin's nicht!« Da noch mehrere die gleiche Frage wiederholen, zieht er sich von dem Feuer zurück (Matth. 26, 71); aber nun stößt einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter des Malchus, auf ihn und spricht: »Sahe ich dich nicht im Garten in der Gesellschaft des Mannes?« So von allen Seiten bestürmt, auch durch den platten, weichern Dialekt des Galiläers verraten, weiß Petrus sich selber keinen Rat mehr, er ist schon zu weit auf dem Wege der Lüge vorgeschritten und kann nicht mehr zurück, seine Hitze reißt ihn fort und er beginnt sich zu verschwören: »Ich kenne den Menschen nicht!« Jesus, der in einer nach dem innern Hose hin geöffneten Halle verhört wurde, und also von Petrus beständig gesehen werden konnte, mußte seinerseits auch den Petrus sehen und die Verleugnung des treuen Jüngers mit anhören. Er war verraten und gefangen, verhört und gemißhandelt worden; das hatte den Petrus nicht erschüttert. Es war alles gekommen, wie Jesus es vorhergesagt hatte; das hatte den unbesonnenen Mann nicht zur Besinnung gebracht. Petrus war gewarnt worden: der Satanas begehret dein, siehe wohl zu, ob du mich nicht verleugnen wirst, ehe der Hahn krähet! Und der Hahn hatte schon einmal den Morgen verkündet (Marc. 14, 68) und Petrus war noch tiefer gefallen. Da, als der Jünger zum drittenmal ihn verleugnet hatte, wandte sich Jesus zu dem Gefallenen mit einem Blick der Liebe, der Erbarmung und des Mitleids, und dieser Blick durchbohrte dem Petrus das Herz und brachte ihm schnell die Besinnung zurück. Verzweiflungsvoll stürzte er hinaus und weinte bittere Thränen der Reue. Die schwarze That stand in furchtbarer Größe vor seiner Seele, es überkam ihm ein Gefühl des Todes, der Vernichtung, er
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