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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 45

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
. — 45 — Verstärkt. Die Bürger thaten jedoch die Wachen mit größter Unlust. „Weshalb auch sollen wir auf Wache ziehen", meinten sie „da wir doch nur Calvinisten zu bewachen haben, die nichts vom Verdienste Jesu halten und alle dem Tensel angehören!" Um den Wachtdienst zu erleichtern, schloß der Rat das Spandauer und Stralauer Thor. Nach dem Abzüge des Mausfeld kamen im Frühjahre 1627 die von Tillh besiegten Dänen und besetzten die Mark bis gegen Berlin hin. Gegen sie wurden die Ritterschaft und der Landsturm aufgeboten. Auch 150 Berliner Bürger erhielten den Befehl, nach Brandenburg zu gehen. Bei dieser Gelegenheit kam es, es war am 31. März 1627, in der Haupstadt zu einem wilden Tumulte. Man revoltierte beim Abmarsch, schlug auf die kurfürstlichen Trabanten und die Stadtdiener los, warf sie mit Steinen und trieb sie ins Schloß. Dabei schalt man ohne Scheu auf die Regierung und schrie, man wäre von ihr verraten und verkauft; sie hätte die Greuzeu besser vor den Dänen hüten sollen. Der Aufruhr wurde endlich gestillt und die Berliner marschierten ab. Als die Kaiserlichen nachher die Dänen aus dem Städtchen Plaue bei Brandenburg jagten, nahmen sie 40 Berliner gefangen und gaben sie erst nach lästigen Unterhandlungen wieder frei. Die Dänen trotzten dem Aufgebot und blieben. Da rückte Wallenstein ins Land und vertrieb sie. Drei Jahre lagerte er nun mit feinem gewaltigen Heere in der Mark. Berlin und Kölln erhielten keine Einquartierung; von beiden Städten wurden aber große Kontributionen zur Unterhaltung eines kaiserlichen Regimentes erhoben, monatlich 10 550 Thaler, und dies Jahre hindurch. Keine Schonung gab es für den, der nicht zahlen konnte! Von Hans zu Haus ging der Pfandwagen; allerhand Hausgerät, auch das notwendigste, Braupfannen und die Betten unter dem Leibe, nahm man den Leuten der Kriegssteuern wegen fort. Ein klägliches Schauspiel war es, wenn die Gepfändeten hinter dem Wagen hergingen, bitterlich weinten und die Hände rangen. Noch aber trugen die reicheren Bürger die Lasten, ohne daß man ihnen sonderliche Beschwerde oder Trübsal deshalb angemerkt hätte. „Von Pracht und Hoffart", sagt ein Bericht, „wird nicht abgelassen; dazu liegt die Stadt immer voll von Offizieren. Die geraten darüber in die Gedanken, als fei hier hinnen alles Gold, was da gleißet, lassen auch darüber wohl solche Worte fahren: beide Städte feien allein genug, das ganze Regiment auf ein Jahr zu unterhalten. Wehe aber uns, wenn es dahin kommt! Man ermahnet, fo viel man kann und mag, von der leidigen Hoffart, an welcher weder Gott noch Menschen Gefallen haben, abzustehen; die allerwenigsten aber lassen es sich zu Herzen gehen". Im Juni 1628 weilte Wallenstein als Gast im kurfürstlichen Schlöffe zu Kölln. Er kam in ansehnlicher und stattlicher Begleitung, blieb aber nur eine Nacht und zog alsbald weiter gen Stralsund. Sonst wurde die Stadt von kaiserlichen Offizieren nicht leer, und manche derselben haben ein schlimmes Andenken hinterlassen. Da war der Oberst Ernst Georg von Sparr; der legte in Berlin 3000 Musketen mit Beschlag, welche ein Leipziger Kaufmann an ein Stettiner
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