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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 50

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 50 — um diesen für seinen Herrn zu gewinnen. „Der Teufel ist nicht allemal so schwarz", sagte er, „tote man ihn malt". In der That zeigte sich der Friedländer nicht unzugänglich; er versprach seinen Beistand in manchen schwierigen Fragen, wenn auch nicht Erlaß der bisherigen Einquartierung. Er suchte damals den Beistand des Kurfürsten, um Herzog von Mecklenburg zu werden. Er nahm auch die Einladung Schwarzenbergs an, am kurfürstlichen Hofe in Berlin einen Besuch zu machen. Mit einem Gefolge von 1500 Personen (darunter 30 Fürsten, Grasen und Freiherren) und über 1000 Pferden traf er am 22. Juui 1628 in Berlin ein, empfangen von der Kurfürstin und den Prinzessinnen, von Markgraf Sigismund und Gras Schwarzenberg. Der Kurfürst weilte gerade in Preußen. Wallenstein war damals 44 Jahre alt, eine lange, hagere Gestalt mit ergrautem Haar, spitzem Antlitz und gelber Gesichtsfarbe. Er trug für gewöhnlich die spanische Reitertracht; wenn er sich öffentlich zeigte, warf er einen scharlachroten Mantel über. Fast beständig am Podagra krank und schlechter Laune, „schiestrig", wie er selbst es nannte, konnte er auch, sobald er wollte, sehr liebenswürdig sein und zeigte sich dann als ein Meister feiner Sitte und Freund geselliger Unterhaltung. So nahm er sich auch in Berlin vor, zu gefallen, und es gelang ihm dies so gut, daß die Damen ganz entzückt von ihm waren. Nur eine Nacht weilte er in der Residenz, dann zog er über Bernau, Eberswalde, Angermünde und Prenzlan vor Stralsund. Es war im August desselben Jahres, daß Schwarzenberg in Wien mit den kaiserlichen Räten verhandelte. Er bat, daß man die Mark von dem Wallensteinscheu Heere erlöse, das Herzogtum Jägern-dorf an den Sohn des geächteten Markgrafen Johann Georg zurückgebe und die Verträge, welche man wegen Teilung der Jülichschen Erbschaft geschloffen, genehmige. Auf der Hofburg aber war man kühl und ablehnend; nichts von dem, was Schwarzenberg vorbrachte, ward zugestanden, im Gegenteil, man glaubte noch Grund zu Anklagen und Vorwürfen zu haben. Da schalt man, daß die Berliner Zeitungen freier und ärger gegen den Kaiser schrieben als irgend welche andere, daß in der Domkirche die Fürbitte für den Kaiser außer Gebrauch gekommen wäre, und was dergleichen mehr war. Wenn nun Schwarzenberg auch die Zuversicht gewann, daß man wenigstens in der nächsten Zeit nichts Arges gegen seinen Kurfürsten unternehmen würde, fo reiste er doch sehr besorgt ab. Die üble Gesinnung des Kaisers gegen Brandenburg würde, so fürchtete er, bald noch größeres Unheil über die Mark bringen. Ehe Wallenstein vor Stralsund zog, sagte man von ihm, er habe es so weit gebracht, daß er auf Erden keinen Richter mehr habe; er fei fo mächtig, wie der Kaiser selbst. Vor Stralsund aber erlitt fein Glück den ersten Stoß; an den Mauern dieser Stadt wurden feine besten Regimenter zusammengehauen. Im Winter von 1628 zu 1629 weilte er in finsterm Mißmute in seinem Herzog-turne Mecklenburg, im neu erbauten Schlosse zu Güstrow, während
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