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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 51

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 51 — ein großer Teil seines Heeres nach wie vor in der Mark lag und auch 1629 noch und bis tief in das Jahr 1630 hinein dort blieb. Im Dezember 1629 war er in Halberstadt. Hierhin schickte der Kurfürst den Markgrafen Sigismund und Konrad von Burgsdorf, um ihm wegen Erleichterung des Landes Vorstellungen zu machen. Wallenstein war gegen die Abgesandten grob und übellaunig. „Ein Narr müßte ich sein und des Kaisers Verräter", rief er aus, „wenn ich bei jetzigen Zeiten, da der Schwede sich rüstet, durch Pommern in das Reich zu gehen, die Armee aus den kurfürstlichen Landen abziehen ließe". Burgsdorf erinnert ihn an ein früher gegebenes Versprechen, aus der Mark einige Truppen zu nehmen. Da braust der General aus: „Ich glaube, der Herr will mich zwingen!" Burgsdorf, kühn und unerschrocken, meinte, der Kurfürst könnte ja selbst feine Grenzen gegen die Schweden verteidigen. „Ja", erwiderte Wallenstein höhnisch, „gar schön sind die Grenzen verwahrt gewesen, als der Mansselder und der König von Dänemark in die Mark gerückt". Zn dem Markgrafen sagte er nachher: „Der Burgsdorf spricht mir zu viel und hätte mich fast schieferig gemacht; der Teufel soll mich holen, es thut mir leid, daß ich dem Kurfürsten jetzt nicht dienen kann". Doch ließ er sich endlich herbei, ein Regiment aus der Uckermark zu nehmen, weil diese ganz besonders belastet war; dabei blieb es aber. Im Februar 1630 brach Wallenstein von Halberstadt aus, um nach Böhmen zu gehen. Bei dieser Gelegenheit hatte er in Berlin abermals eine Zusammenkunft mit Schwarzenberg. Hierbei zeigte er sich mit dem Verhalten des Kurfürsten, dem er schwedische Sympathieen vorwarf, sehr unzufrieden. Es fehlte nicht an harten Drohungen; davon, daß die kaiserlichen Truppen die Mark räumen sollten, ist gar nicht mehr die Rede. Man sprach noch von dem einstigen Anfall Pommerns an Brandenburg, zu dem Wallenstein feine Unterstützung versprach; so weit hatte ihn Schwarzenberg endlich besänftigt. Auch wegen einer milden Ausführung des Restitutionsedikts wollte er beim Kaiser den Unterhändler abgeben. Er ahnte wohl nicht, daß fein Sturz so nahe war. Die deutschen Fürsten, auch die katholischen, sahen mit Bangen und Argwohn die Macht des Kaisers gewaltig anwachsen; man war einig, sie in ihre durch das Herkommen festgesetzten Schranken zurückzuweisen. Von allen Seiten ertönten schwere Anklagen gegen Wallenstein und sein Heer; durch dasselbe würden die Länder ausgesogen und zu einer Wüste gemacht, die Unterthanen, und die Fürsten mit ihnen, zu Bettlern. Kaum war der Reichstag zu Regensburg (Februar 1630) eröffnet, so verlangte man laut und ungestüm Abhilft der Beschwerden. Ehe man den Sohn des Kaisers zum römischen Könige wähle, müsse Wallenstein abgesetzt, sein Heer entlassen oder doch vermindert werden. Der Kurfürst von Baiern, der Bundesgenosse des Kaisers, erwies sich als der heftigste Gegner Wallensteins. Der Kaiser gab nach, mit schwerem Herzen; auf feine Aufforderung legte der Friedländer den 4*
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