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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 53

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 53 — streiten, so lange noch ein Atemzug in ihnen wäre, und bei Aufträgen verschwiegen sein wie das Grab. Ihre Anzahl war gering, 1617 nur gegen 50. Johann Sigismund ließ für diesen Dienst im Jülich-scheu Leute anwerben, meist Reformierte. Das Fußvolk, die „Tra-banten-Garde", war'vornehmlich mit dem Dienste im Schlosse zu Kölln betraut. Bei den fürstlichen Leichen gab sie die Ehrenwache und ging bei allen feierlichen Aufzügen im Gefolge. Hierbei trugen die Trabanten einen Spieß, dessen Spitze sie nach unten kehrten. Da sie bei allen Festlichkeiten Paradierten, hielt man sie gern gut und gleichmäßig gekleidet. Als Besatzung der Festungen hatte man die „Waffen- oder Landsknechte". Es waren dies die eigentlichen Soldaten, angeworbene Leute, nur zum Teil noch mit Piken, meistens schon mit Musketen bewaffnet. Am Ende des 16. Jahrhunderts sind sie schon in Hauptmannschaften geteilt. Man sah darauf, daß sie sich fleißig im Gebrauche der Feuerwaffe übten, schon deshalb, „damit sie sich nicht unter einander selbst beschädigten". Jeder Schütze bekam monatlich 5 Gulden, der geschicktere aber 6. Ihre Anzahl belief sich nur aus einige hundert. Die Artillerie und das Gefchützwefen befand sich im dürftigsten Zustande. Dies waren die militärischen Einrichtungen Brandenburgs, mit denen es in die kriegerischen Verwirrungen des 17. Jahrhunderts eintrat. Die wenigen geworbenen Soldaten machten kein Heer aus; die Hauptsache sollte immer noch das Aufgebot sein. Aber sehr bald ergab es sich, daß dieses sich überlebt hatte und seinen Zweck nicht mehr erfüllte. Die frühere Waffentüchtigkeit war verschwunden, die Unlust, in den Krieg zu ziehen, allgemein geworden. In der langen Friedenszeit hatten die Bürger den kriegerischen Sinn verloren, mit ihrer Selbständigkeit auch Tapferkeit und Kampfeslust eingebüßt. Der ihnen noch immer obliegende Wachtdienst war zur Last, die alte Befestigung der Städte dem neuen Kriegswesen gegenüber ebenso unzureichend geworden, wie die Bewaffnung der Bürger selbst. Schwert und Spieß konnten vor dem Feuergewehr nicht mehr bestehen; dieses sich anzuschaffen, kam den meisten zu teuer, und obgleich Johann Sigismund alles Mögliche that, die Bürger zur Übung in der neuen Waffe zu ermuntern, gab es doch nur sehr wenige, die mit ihr umzugehen verstanden. Die Menge derjenigen, welche sich der Musterung und dem Wachdienste zu entziehen wußten, wuchs von Jahr zu Jahr, so daß das Aufgebot immer schwächer an Zahl wurde; kleinere Städte kauften sich durch Geldzahlung ganz vom Kriegsdienste los. Der märkische Adel hatte sich noch seine alte Tapferkeit bewahrt; er brauchte sie aber meist nur in fremden Kriegsdiensten, wo es Ehre und Beute zu gewinnen gab; dem eigenen Landesherrn gegenüber zeigte auch er sich lässig. Als bei Gelegenheit des Jülichschen Erbfolgestreites Erzherzog Leopold 1610 mit einem Einfalle in die Mark' drohte, und man hier das Aufgebot erließ, zeigte die Musterung dasselbe in einem kläglichen Zustande. Das Fußvolk erschien nur unvollzählig und in schlechtester
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