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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 54

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 54 — Bewaffnung. Anstatt selbst zu kommen, auf kräftigen Streitrossen, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, schickten die Ritter die untüchtigsten Leute auf elenden, abgetriebenen Gäulen. Bei der Musterung 1627 auf dem Mühlendamm in Berlin, als man die Dänen verjagen wollte, sah es nicht besser aus. Mit solchem Heere, das nur daraus wartete, so bald wie möglich wieder nach Hause geschickt zu werden, ließ sich kein Feind schrecken, weder Ehre ^erwerben noch das Land schützen. Mit dem Landstürme aber war es noch schlechter bestellt. Was konnte man auch von armen Bauern erwarten, die geradeswegs vom Pfluge geholt waren und kaum die Waffen zu führen verstanden! Der 1627 ausgebotene Landsturm richtete gegen die in der Mark hausenden Dänen gar nichts aus. „Was soll man mit solchen Leuten ausrichten?" sagt ein damaliger Bericht. „Wenn's zum Ernst kommt, macht ihre Unerfahrenheit Land und Leute verlieren!" Die kriegerische Zeit erlaubte aber nicht, ganz ohne Heer zu bleiben. Da Aufgebot und Landsturm nicht ausreichten, mußte man Soldaten anwerben, Heere aus Waffenknechten bilden. Dies geschah nun auch, doch gegen spätere Zeiten mit dem Unterschiede, daß man kein stehendes Heer hielt, sondern dieses nach Bedürfnis anwarb, einrichtete und, sobald die Gefahr vorüber schien, wieder entließ. Da die Kurfürsten Johann Sigismund und Georg Wilhelm immer in den Geldmitteln beschränkt blieben, die Stände solche nur schwierig und kärglich bewilligten, so brachte man es auch nie zu einer größeren Armee. Mit der vorhandenen die Neutralität des Landes wirklich im Ernste verteidigen zu können, war nicht möglich. Sie reichte knapp zur Besetzung der vier Festungen (Spandau, Küstrin, Petz, Driesen) aus. Die geworbenen Truppen waren nicht die besten Leute, ein rohes, wüstes Volk, zu allen Ausschreitungen geneigt, schwer in Zügel zu halten und auch _ im eigenen Lande für Bürger und Bauern eine wahre Plage. Die Klagen über sie hörten nie auf. Den Krieg betrachteten sie nur als eine Gelegenheit zu Raub und Plünderung. Bevor ein Truppencorps zusammen war, hatten die Angeworbenen das Recht zu „garden". Als „Gardenbrüder" oder „gardendes Gesindel" durchstreiften sie dann das Land, verübten Mutwillen aller Art, lebten vom Bettel und Diebftahl und fielen damit besonders dem Landmanne zur Last, der sich ihrer kaum zu erwehren vermochte. Nicht mehr als ihrer zehn durften sich zum „Pranken" oder Betteln vereinigen, mußten eine Bescheinigung ihres Hauptmannes, daß sie geworben wären, vorzeigen können, sich damit genügen lassen, wenn ihnen in einem Dorfe insgesamt drei Groschen gegeben wurden, sollten auch ein und dasselbe Dorf nur einmal betreten. Dem einzelnen Landsknechte sollte der Bauer zwei, der Kossäte einen Pfennig geben, und wenn sie damit nicht zufrieden wären, Prügel. Mußte Kriegsvolk geworben werden, so schloß der Kurfürst mit Kriegsobersten einen Vertrag ab; er gab ihnen Werbepatente, Bestallungen, nach denen sie in fo und so viel Zeit die ausbedungene Zahl an Reitern oder Fußknechten zusammenbringen mußten. Die Obersten
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