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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 55

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 55 — machten so die ersten Auslagen der Werbung, dem Landesherrn hernach ihre Rechnung und bei dem Geschäfte ihren Gewinn. Denn darauf lief alles bei ihnen hinaus. Was ihnen die Möglichkeit gab, Oberst eines Regiments zu werden, war vor allem das Geld. Nur wer schon genug Vermögen zusammengebracht hatte, konnte als Oberst auftreten. Er schoß das Geld vor zur Werbung, häufig auch zum Solde der Truppen, und ernannte die Offiziere, die gleich den Mannschaften nur von ihm allein abhingen und nur durch seinen eigenen Kontrakt, seine Kapitulation, lose mit dem Kriegsherrn verbunden waren. Diesen übervorteilte er auf alle Weise, indem er vornehmlich weniger Leute hielt, als er sollte. Oft mußte der Landesherr dem Obersten bte Auslagen schuldig bleiben, ihn auf günstigere Zeiten vertrösten oder durch Verpfändungen abfinden. Aber auch ohne dieses war die Stellung der Obersten eine möglichst selbständige nach oben und unten. Mit dem eigentlichen Anwerben betrauten die Obersten die Hauptleute, indem sie ihrerseits mit ihnen Verträge auf Stellung eines Fähnleins oder einer Kompanie eingingen. Waren die Truppen endlich beisammen, so wurden sie gemustert, d. h. vom Kriegsherrn übernommen und die Kriegsartikel ihnen vorgelesen. Erst hierauf trat eine Art Ordnung und Disziplin ein. Es ist merkwürdig, mit wie geringen Streitkräften sich die Kurfürsten behelfen mußten, während ganz Deutschland vom Lärmen des Krieges erfüllt war. Noch vor demselben, 1614, sollten einige tausend Mann nach Cleve geschickt werden. Es fehlte.an Geld; Johann Sigismund fchloß mit Oberst Hans Meinhard von Schönberg einen Werbevertrag ab und gab ihm zur Deckung der Kosten Anweisung aus die Zölle im Cleveschen. 1620 nahm man 300 Reiter und 1000 Mann Fußvolk in Dienst, entließ sie aber wieder nach einigen Monaten, da die Stände das Geld für sie nicht länger bewilligten. Im Jahre 1623 werden 6000 Mann auf sechs Monate angeworben, noch im Herbste desselben Jahres aber bis auf 3900 Mann abgedankt. Die Werbungen im Jahre 1627, wo der Kurfürst wegen des Krieges zwischen Polen und Schweden sein Herzogtum Preußen zu decken hatte, nahmen eine ungewöhnliche Höhe an. Mit 4000 Mann Fußvolk und 600 Reitern marschierte der Kurfürst nach Königsberg. Diese Armee erst ist als der Anfang unseres heutigen Heeres zu betrachten. Ein Stamm von ihr blieb fortan erhalten und gab die Grundlage für die militärische Neuschöpfung des großen Kurfürsten. Die Festungen erhielten insgesamt eine Besatzung von 3000 Mann. Zum Unterhalte derselben hatten die Stände auf sechs Monate 100000 Thaler bewilligt. Auch diese „zahlreiche Mannschaft" wurde ihnen bald eine zu schwere Last, und sie setzten sie nach und nach auf 2000, dann auf 1500, endlich auf 900 Mann herab; „weil es gauz und gar unnötig fei, noch ferner Kriegsvolk zu unterhalten, da man mit dem Kaiser in Frieden lebe". Es geschah dies in derselben Zeit, in welcher Wallenstein die Mark besetzte. In Preußen bot man damals auch den Landsturm auf, bte Wy-branzen, der durch Offiziere etwas gedrillt wurde, aber ebenso wenig etwas taugte, wie der Landsturm der Mark.
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