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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 57

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 57 — richten; die Bekehrung der Einwohner wäre alsdann bald gefolgt. Auch sollten nur die Bekenner der Augsburgischen Konfession fortan noch freie Religionsübung haben, die Reformierten dagegen sofort von ihrem Glauben lassen. Mit diesem Edikte war es dem Kaiser voller Ernst. Schon begannen die Soldaten des Tilly und Wallenstein, es hier und da gewaltsam zur Geltung zu bringen und die Kirchen, welche der katholischen Lehre so lange verschlossen gewesen, dieser wieder zu öffnen. Das war eine Zeit der Not und des Jammers für das protestantische Deutschland. Das evangelische Volk schrie und betete in den Kirchen um Errettung von seinen Bedrängern. Zwei Erzbistümer und zwölf Bistümer sollten wieder katholische Prälaten erhalten. Ferdinand wollte sie zumeist mit Prinzen seines Hauses besetzen; damit aber wäre das Ansehen seiner Herrschaft noch um ein bedeutendes erhöht worden. Von dem Kurfürsten Georg Wilhelm forderte er die Bistümer Havelberg, Brandenburg und Lebus, dazu die Einkünfte derselben von 50 Jahren, auch alles sonstige eingezogene Kirchengut. Die Stadt Magdeburg sollte unter den ersten sein, welche er seine Macht empfinden lassen wollte. Einer seiner jüngeren Söhne, Leopold Wilhelm, war ihr als Erzbischof bestimmt. Magdeburg, treu dem evangelischen Bekenntnisse, weigerte sich beharrlich, ein katholisches Oberhaupt zunehmen, wollte auch nichts von kaiserlicher Besatzung wissen, die man ihm aufzuzwingen gedachte. Da ward es belagert; es dauerte diese erste Blockade bis in den September 1629 hinein. Noch einmal wurde die Stadt aus ihrer Gefahr erlöst, indem die Kaiserlichen auf Vermittelung des Hansabundes die Belagerung aufhoben. Es stand damals schlimm mit der evangelischen Kirche in Deutschland. Hier war niemand mehr, der sie vor Unterdrückung schützen konnte. Auch nachdem Wallenstein des Kommandos enthoben und ein Teil seiner Armee entlassen war, verfügte der Kaifer noch über ein Heer von 50 000 Mann. Es wurde von Tilly befehligt und war groß genug, Ferdinands Willen überall zur Geltung zu bringen. Da kam den_ deutschen Protestanten der Retter von Norden her, über das baltische Meer, aus Schweden. Es war der König Gustav Adolf. Dieser, durch seine Gattin Marie Eleonore, Schwester Georg Wilhelms, mit dem brandenburgischen Kurhause verwandt, hatte sein Geschick als Heerführer bereits im Feldzuge gegen die Polen bewiesen und in diesem sich ein kriegstüchtiges Heer gebildet. Von ungewöhnlicher Größe und edlen Gesichtszügen, zeigte schon sein Äußeres den König. Er war besser unterrichtet als die meisten Fürsten seiner Zeit,, sprach außer schwedisch noch latem, deutsch, französisch und englisch, wußte auch in vielen andern Dingen Bescheid, besonders in der Geschichte. Sein Wesen erschien leutselig und herablassend, sein Geist war lebhaft, sein Gemüt heiter, sein Verstand klar, auch das schwierigste leicht erkennend und mit seltenem Scharfsinn erfassend. „ Die strenge und treffliche Mannszucht in feinem Heere wurde gerühmt. Seine Soldaten (außer Schweden besonders Deutsche und
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