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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 78

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 78 — den Seihen des Krieges gefeilte sich die Pest. Tausenbe würden von ihr bahingerafft, Städte und Dörfer entvölkert. Weit und breit bot die Mark ein Schauspiel des höchsten Elenbs. Dabei würden hohe Kontributionen und Naturalverpflegungen ausgeschrieben, wo gerabe frembe Truppen lagerten, von biesen, sonst fortlaufen!) von der kurfürstlichen Regierung. Diese brauchte Gelb zum Unterhalte des eigenen Heeres. Damals begann man, Schwarzenberg, den allmächtigen Minister Georg Wilhelms, aus Herzens Grunb zu hassen und einen Verräter zu schelten, zumal er trotz allen Aufwanbes für die Kriegsmacht die Mark vor den Schweden nicht zu schützen vermochte. Das platte Laub verarmte; es gab Gegenben, z. B. im Havellanbe, wo man auf Meilen im Umkreise die Dörfer leer und verbrannt, ohne Menschen und Vieh fanb. Entsetzlich litten auch die fetäbte, und Berlin und Kölln machten babei keine Ausnahme mehr. Am 15. Oktober 1636 erschien der schwebische Oberst Jens von Habersleben, von Bauer abgeschickt, vor der Hauptstabt und branb-fchatzte sie um 21000 Thaler. Da an barem Gelbe augenblicklich nur 5000 Thaler aufgebracht werben konnten, mußten noch für 16 000 Thaler Obligationen, fällig auf den 9. November beffelßen Jahres, gegeben werben. Kaum war er fort, so kam der General Hermann Wrangel, belegte die Städte mit etlichen Schwabronen und Begnügte sich, boch erst nach langen llnterhanblungen, mit 15000 Ellen Tuch, 3000 Paar Schuhen und Strümpfen und 10 Munitionstoagen; statt der geforderten 250 Artilleriepferde nahm er 1000 Thaler. Außer1-dem aber mußte eine Menge Bier und Brot an feine Armee nach Köpenick geliefert werben, was auch einige taufenb Thaler an Wert ausmachte. Am 9. November 1636 war der Oberst Habersleben wieber vor den Thoren, um das Gelb für die fälligen Obligationen einzutreiben, was er mit großer Grausamkeit that, obgleich des Bittens so viel war, daß sich ein Stein in der Erbe hätte erbarmen mögen. Da nun nicht bar Gelb genug vorhanben war, um ihn zu beliebigen, so brachte man ihm an Golb und Silbergeschirr und Geschmeibe so viel, wie aufzutreiben war, und bies alles taxierte er selbst nach Gutdünken. Er nahm nicht einmal die bantals gangbaren Thaler, noch rheinische Golbgulben (die zu leicht im Gewichte waren), sondern nur alte, vollgültige Thaler und Dukaten, llnb eben war Habersleben abgefertigt, so kamen schon Boten von Wrangel, die bei seiner Branbschatzung gebliebenen Reste abzuholen. Die Befestigung der Städte hatte der Statthalter Schwarzenberg, welcher meistens in Spanbau refibierte, etwas verstärkt und erweitert und nun gehofft, die Bürger würden so viel Energie besitzen, biesen nicht sehr ansehnlichen Streifcorps Wiberstanb zu leisten. Das mutlose Nachgeben der Städte glaubte er strafen zu müssen und ließ beshalb den Bürgermeister Blechfchmibt arretieren und auf die Festung Spanbau bringen. Einen besseren Geist hauchte er aber damit weder beut Rate noch der Bürgerschaft ein, steigerte vielmehr nur den Haß gegen seine Perfon. Da er auch beim Eintreiben der Kontributionen keine Milbe kannte, nahmen die Klagen über ihn und seine „Tribulier-
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