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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 79

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 79 — Soldaten" (wie sie einmal genannt werden, da sie doch zu nichts anderem taugten, als die eigenen Landsleute zu schinden und zu quälen) auch in Berlin und Kölln fortan kein Ende. Bereits im Jahre 1636 war der Mangel an Lebensrnitteln im ganzen Lande so groß, daß selbst des Statthalters Küche in Spandau nicht mehr gehörig versorgt wurde. Im Januar konnten nur mit großer Mühe von den nächsten Ämtern ein Kalb, ein halbes Faß Butter, ein Truthahn, sechs Hühner und zwei Schock Eier dahin geliefert werden. In vielen Gegenden entstand eine Hungersnot; oft griff man zu der widerlichsten Nahrung und verzehrte das Fleisch der Katzen und Wölfe. Dieses allgemeine Elend vermehrte nun noch die Pest. 1630 wurden in Berlin 777, 1631 sogar 2066 Einwohner durch sie hingerafft. 1637 standen 168 Häuser leer, und 30 Häuser wurden von blutarmen Witwen bewohnt. 1639 wütete die Krankheit wieder ganz furchtbar. Unterm 16. August 1639 schreibt der schwedische Oberst von Dewitz von Fürstenwalde aus an die Städte, meldet ihnen, daß er gegen sie anrücke und ermahnt sie, zu ihrem eigenen Besten auf jede Verteidigung zu verzichten, sich willig zu unterwerfen und bei Zeiten sich über eine zu zahlende Kontribution mit ihm zu einigen. Kurze Zeit vorher hatte Schwarzenberg versucht, die Bürgerwehr neu zu organisieren, um die Städte gegen diese Quälereien der Streifcorps besser zu schützen. Der Versuch war aber gescheitert, da Not und Krankheit so unter den Menschen aufgeräumt hatten, daß es für den Wachtdienft an kriegstüchtigen Männern fehlte. Da an eine glückliche Verteidigung der Städte nun doch nicht zu denken war, zog sich auch der Kommandant, Dietrich von Kracht, mit der Besatzung nach Spandau, die Residenz ihrem Schicksale überlassend. Ehe man es sich versah, waren die Schweden da, fanden ungehindert Einlaß, belegten Berlin und Kölln eine Zeit lang mit Einquartierung und erpreßten an barem Gelde von der Bürgerschaft über 11000 Thaler, abgesehen von dem, was sie sonst noch davontrugen. Ihren Gesamtschaden bei dieser Sache berechneten die Städte aus mehr als 30000 Thaler. 1640 trieb der schwedische Rittmeister Priuz den Berlinern das gesamte Vieh von der Weide, ihre letzte Habe, wie die Städte klagten. Als in demselben Jahre der Oberst von Kehrberg anrückte, rüstete sich Dietrich von Kracht zur Verteidigung der Residenz und verbrannte die Vorstadt aus der Berlinischen Seite. Es kam aber zu keinem Angriffe; dem Kracht hat man die Demolierung so vieler Häuser schwer verdacht. Der Rat schätzte den verursachten Schaden auf 5750 Thaler, und da Entschädigung nicht geleistet wurde, ist der Ärger der Bürger leicht zu erklären. Wiederholt stellte der Rat dem Statthalter vor, wie die Städte in dem langen Kriege heruntergekommen und nicht mehr im Stande wären, die von der Regierung geforderten Kontributionen aufzubringen. Vom Januar 1638 bis zum August 1640 haften diese die Höhe von 69 740 Thalern erreicht. Es war dies viel Geld für eine verarmte Stadt, und noch dazu in einer Zeit, in welcher Gewerbe und Handel ganz darniederlagen. Wenn dies so fortginge, klagte
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