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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 80

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 80 - man, müßten die Residenzstädte gänzlich ruiniert werden; die furchtbare Steuerlast hätte schon manche gute Bürger so zur Verzweiflung gebracht, daß sie Hand an sich gelegt oder mit Weib und Kind davon und ms Elend gezogen wären. In dem schrecklichen Jammer aber verhallten alle solche Vorstellungen uugehört. Da das ganze Land gleichmäßig litt, nahm Schwarzenberg aus den Notschrei der Hauptstadt leine Rücksicht, tonnte es auch nicht. Es war eben eine ent-schliche Zeit, nirgends mehr ein Ort, wo die geängsteten Seelen Frieden und Glück hätten finden mögen. Die Menschen schienen gewillt zu sein, sich selbst auszurotten und die Erde zur Wüste zu machen. Freienwalde, das noch 1634 gegen 150 bewohnte Häuser hatte, wurde nachmals ans Angst vor den Schweden von säst allen seinen Bewohnern verlassen. In den Straßen wuchsen so große Fliederbäume und Büsche, daß man sich darin verbergen konnte. Erst sehr spät blühte die Stadt wieder ans, doch verdankte sie dies nur ihrem Gesundbrunnen, der seit 1683 in Ausnahme kam. In Eberswalde befanden sich 1638 nur noch 8 ganz arme Personen, unter ihnen der Pfarrer. Nach dem Waffenstillstände mit den Schweden zählte man (1643) wieder 33 Bürger; von 216 Häusern vor dem Kriege waren 92 vernichtet, 91 unbewohnbar. Der schon vorhanden gewesene Graben zwischen Havel und Oder, der heutige Finow-Kanal, verschwand wieder; die Schleusen vernichtete man, verschüttete das Wasserbett mit Erde, und als Hecken und Gestrüpp hier ausschossen, ging die Erinnerung an die einstige Existenz des Kanals vollkommen unter. Oderberg wurde 1637 und 1639 vollständig vernichtet; es erstand erst wieder seit 1645. Von 235 Wohnhäusern, welche Straußberg vor dem Kriege gehabt hat, waren 1653 nur noch 86 vorhanden oder bewohnbar. 1642 hatte die Stadt nur 27 Bürger, und um den Ort her lag die reine Wüstenei. Von 99 Bürgerstellen in Alt-Landsberg lagen 1648 noch 40 in Schutt und Asche, und überall herrschte eine solche Wildnis, daß sogar der Kirchhof zum Jagdrevier ward. Aus Liebenwalde verliefen sich die Bürger so, daß keine Stadtbehörde mehr da war und selbst das alte Stadtsiegel verschwand. Es war im Jahre 1640, als auf Schwarzenbergs Antrieb der brandenburgische Rittmeister Strauß in die Lausitz einsiel und sich dem dort ruhig lagernden schwedischen General Stahlhandsch lästig machte. Als_ dieser gegen ihn anrückte, flüchtete sich Strauß in die brandenburgische Festung Peiz. Stahlhandsch konnte ihm hier nichts anhaben; um nun aber ebenfalls sein Mütchen zu kühlen, siel er in den Teltow und das Havelland ein, hauste dort, alles verwüstend und verheerend, und drang gegen Berlin vor. Schwarzenberg wollte die Residenz gegen ihn verteidigen und verstärkte die Besatzung. Von Spandau aus schrieb er unterm 5. Januar 1641 an Dietrich Kracht, derselbe solle bei Anzug und Angriff des Stahlhandsch die ihm anvertrauten beiden L>tädte mit Hilfe der Garnison und der gesamten Bürgerschaft bis aufs äußerste halten und eher Blut und Leben
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