Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 83

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
Sache, mit Brandenburg verbündet waren. Am 15. November 1638 plünderten sie die Stadt rein aus, behandelten sie ganz wie einen eroberten feindlichen Ort und hausten darin gleich Unmenschen. Es heißt freilich, daß solches durch Nachzügler und Marodeure des kaiserlichen Heeres geschehen sei; wahrscheinlich aber ist es, daß diese von den Kommandierenden hierzu aufgestachelt worden. Man machte Perleberg den Vorwurf, es habe sich den Schweden gegenüber sehr nachgiebig bewiesen, die geforderten Kontributionen allzu willfährig gezahlt und dadurch dem gemeinsamen Feinde Vorschub geleistet. Was diesem Gerede Wahres zu Grunde lag, ist nicht mehr festzustellen; es lieferte aber der Habsucht, Raublust und Mordgier den Anlaß für die nichtswürdigste Behandlung. Bereits vorn 22. Oktober 1638 an war die Stadt stark mit kaiserlicher Einquartierung belegt gewesen und von dieser hart genug mitgenommen und geschädigt worden. Denn schon am 24. Oktober hatten die Soldaten geplündert und Gewaltthaten aller Art vollführt; das Schlimmste fürchteten die Bürger, als am 14. November die Generalität mit sämtlichen Regimentern den Ort verließ. Gegen die Nachzügler und Marodeure erbaten sie sich eine Schutzwache; man gab ihnen eine solche, denn an demselben Abende noch rückten 50 Reiter unter Kommando eines Hauptmannes und Lieutenants ein. In der Dämmerung des nächsten Morgens bemerkte man vor den Wallen und Thoren zahlreiche Soldatenhaufen und unter ihnen viele Reiter, die sich immer näher an die Stadt zogen und augenscheinlich Böses int Schilbe führten. Schleunigst traf man Anstalten sich gegen sic zu schützen, und verrammelte die Thore; boch erzwangen sie sich am Wittenberger Thore Einlaß. Gegen die Überzahl konnte die Schutzwache nichts ausrichten, brängte sie wohl einmal wieber zurück. mußte aber baun vor ihnen weichen und verließ die Stadt. Eine wilde, zuchtlose Rotte, die keinem Befehle mehr gehorchte, obwohl sich auch Offiziere im Haufen befanden, war nun Herr in den Straßen und in den Häusern. Die armen Einwohner ahnten, was ihnen bevorstand, und wer irgendwie noch konnte, flüchtete mit der retirierenden ^chutzwache aus den Thoren. Mehr denn hundert Menschen,_ Männer, Frauen und Kinder, gewannen so das ^rcic; sie gingen in das Elend, alle ihre Habe im Stiche lassend, nur das nackte Leben rettend, viele schon schwer verwundet. Wer zurück blieb, war bcr wilden, tierischen Wut schonungslos preisgegeben; kein Alter, kein Geschlecht faub Erbarmen. Was in dem langen Kriege noch an Gelb und Kostbarkeiten ge- rettet worben, hatte man, wie es bamals in ganz Dentfchlanb Brauch war, vergraben; auf Gewinn dieser verborgenen Schätze sahen es die Plünberer besonbers ab. Keine Marter, und war sie auch noch so scheußlich, blieb ba unversucht, um bic Leute zum Geständnisse zu^ bringen. Zu den entsetzlichsten Oualeu gehörte das Eingeben des '' j^odcntrunfes"• Unreines Wasser, am liebsten Jauche, würde den Unglücklichen in den Hals gegossen, bis sie erstickten ober in Angst und Ekel bekannten, was man von ihnen wollte. Jetzt in Perle-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer