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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 90

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 90 — dienen sollte. Weil es aber Ew. Durchlaucht Wille ist. so habe ich nur an die großen Gnaden. Ehren und Wohlthaten zu gedenken, die mir von meinen vorigen lieben Herren stets erwiesen worden, und eichte mich daher zur Dankbarkeit verbunden und nichts zu unterlassen verpflichtet, was ich mit meinen höchsten Kräften im Dienste Ew. Kurfürstlichen Durchlaucht zu leisten vermag". Wenn es demnach so aussah, als sollte Schwarzenbergs Einfluß auch unter dem neuen Regenten der alte bleiben, so kamen doch bald Anzeichen, welche auf eine Minderung seiner Macht und aus die erwachende Selbständigkeit seines jungen Herrn gedeutet werden konnten. Schon die Weisung des Kurfürsten an die Kommandanten von Peiz und Küstrin. keine kaiserliche Besatzung auszunehmen, erschien wie ein Akt des Mißtrauens gegen die bisherige von Schwarzenberg vertretene Politik, welche der kaiserlichen Sache allen möglichen Vorschub geleistet hatte. Der junge Fürst war auch unzufrieden, daß der Statthalter dieselben Truppen, die zu Georg Wilhelms Zeiten diesem und dem Kaiser geschworen, ihm selbst uur durch Handschlag verpflichtete. Das unklare Verhältnis zu einem Heere, das zwar sein Land inne hatte, aber den Kaiser als den eigentlichen Oberherrn anerkannte, bei dessen Offizieren Trotz und Ungehorsam gegen ihn deshalb an der Tagesordnung waren, wollte Friedrich Wilhelm lösen. _ Die Truppen seines Landes sollten ihm allein angehören. Er sandte außerordentliche Bevollmächtigte nach allen Garnisonplätzen. die Vereidigung der Regimenter vorzunehmen. Sie kamen auch uach Spandau, wo der Statthalter zur Zeit residierte; ihr Erscheinen und ihr Auftrag, mit dem eigentlich er hätte betraut werden müssen, verriet ihm, daß er die Zustimmung seines Herrn nicht vollkommen besaß. Er fühlte sich gekränkt, mußte jedoch das Verfahren des Kurfürsten den Truppen gegenüber nur als klng und richtig loben. Still und zurückgezogen lebte er feit dem Tode Georg Wilhelms in Spandau, und niemand wohl ahnte. daß er diesem so bald ins Grab nachfolgen würde. Manches trug dazu bei. feine letzten Lebenstage zu verbittern. Am 28. Februar (1641) war der Kriegsrat von Zastrow in amtlichen Geschäften bei ihm und wurde nachher zur Tafel gezogen. Diese gestaltete sich nach Sitte der Zeit zu einem Zechgelage. In der Trunkenheit ging der Kammerjunker von Lehndorf aus den Kriegsrat zu und verlangte, daß dieser ihm mit einem Becher Wein Bescheid thun sollte. Der von Zastrow erklärte, er könne und wolle nicht mehr trinken. Der Kammerjunker faßte die Weigerung als eine Beleidigung auf und begann, aus den Kriegsrat in ehrenrührigen Ausdrücken zu schelten, woraus ihm dieser eine Ohrseige gab. Mit Mühe brachte man die Streitenden auseinander und den wütenden von Lehndorf in den Vorsaal. Das Schlimmste, was geschehen konnte, ahnte man nicht und ließ den Trunkenen ohne Aufsicht. Kaum aber trat der Kriegsrat aus der Saalthür, um nach Haufe zu gehen, als der von Lehndorf mit gezücktem Degen auf ihn einstürmte und feinen Gegner an der Schwelle des Speisezimmers er-
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