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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 92

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 92 — der gegen ihn erhobenen Anklagen hat man als falsch, andere für-übertrieben erkannt und eingesehen, daß auch stärkere Geister, als er war, den damaligen Verhältnissen schwerlich gewachsen gewesen wären. Uber seinen plötzlichen Tod entstanden allerhand schlimme Gerüchte und wurden auch geglaubt. Da hieß es, er habe, um der ihm drohenden Untersuchung zu entgehen, sich vergiftet: ja, man wollte sogar wissen, der Kursürst habe Gericht übet ihn halten und ihn heimlich hinrichten lassen. Die Unwahrheit dieser Reden ist längst erwiesen, und sie können nur noch als ein Zeugnis des Hasses gelten, mit dem man das Andenken des Toten auch über das Grab hinaus verfolgte. 29. 3üs Lehnsmann von Polen. (1641.) Die große Jugeud des Kurfürsten und die üble Lage, in welche seine Staaten durch den Krieg gebracht waren, wollte man in Polen benutzen, ihn von sich möglichst abhängig zu machen. Die Belehnung mit dem Herzogtum Preußen knüpfte man an Forderungen auf die Friedrich Wilhelm unmöglich eingehen konnte. Sein entschiedenes Auftreten und sein sester Charakter vermochte indessen nur, das Joch zu mildern, das man ihm aufzulegen trachtete; verhindern konnte er nicht, daß er die Belehnung unter viel härteren Bedingungen annehmen mußte als fein Vater. 30000 Gulden mußte er jährlich an Polen zahlen, 60000, wenn der Reichstag Kriegssteuern ausschrieb, außerdem aus den Seezöllen 100000 Gulden abgeben, die Besatzung von Memel und Pillau auch dem Könige von Polen schwören lassen, die Appellation nach Polen erlauben und im Kriegsfälle Polen Beistand leisten. Nur Inländer sollten Grundbesitz und Ämter inne haben, die Calvinisten ganz ausgeschlossen, die Katholiken dagegen mit größeren Freiheiten ausgestattet werden. Der Kurfürst fügte sich, weil er bei seinen bedrängten Umständen nicht anders konnte, und in der Hoffnung auf beffere Zeiten. Kaum war man wenigstens in den Hauptsachen, unter denen die Belehnung mit dem Herzogtum Preußen stattfinden follte, einig geworden, als der Kurfürst unverzüglich die Reise nach Warschau antrat. Lange genug hatte er sich gegen diesen Schritt gesträubt und bei der vollständigen Erschöpfung seiner Staaten es gern gesehen, wenn die pomphafte und deshalb kostspielige Ceremonie einer feierlichen Belehnung ihm erspart worden wäre. Kein Vorgang auch erschien wohl geeigneter, ihm seine Abhängigkeit von der Krone Polen vor die Augen zu stellen, als gerade dieser Akt. Um so weniger dachte man aus polnischer Seite daran, ihn dem jungen Fürsten, der bereits allzu selbständig aufzutreten begann, zu erlassen, und Friedrich
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