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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 97

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 97 — Diese Bemühungen der pommerscheu Stände hatten keinen Erfolg. Vergeblich auch war es. daß Friedrich Wilhelm mit allen Mitteln und Künsten der Diplomatie sein gutes Recht zu verteidigen strebte. Noch 1646 beschwerte er sich, daß, nachdem sein Land seit 20 Jahren gründlich ruiniert worden, er nicht einmal in den Besitz des ihm von Gott und Rechts wegen zukommenden Herzogtums Pommern gelangen könne. Mit Abtretung desselben müsse er eine Schutzmauer seines Landes verlieren, die Verbindung mit Preußen und den freien Seehandel vermittelst der Oder, durch welchen er seinen unglücklichen Staat wieder emporzubriugeu hoffte. Falls man Pommern den Schweden überlasse, so wäre dies nicht nur eine Verkleinerung, sondern auch eine auffallende Beschimpfung seines Hanses. Dabei solle man bedenken, daß, sobald Schweden als Herr von Pommern mit Polen und Dänemark in Fehde gerate, was ja sehr leicht möglich wäre, er als der nächste Nachbar und andere Reichsstände mit ihm in Mitleidenschaft gezogen und der Gefahr eines beständigen Kriegsbrandes ausgesetzt würden. Die Zukunft hat feine Warnungen in dieser Hinsicht gerechtfertigt. Alles aber blieb umsonst. Friedrich Wilhelm bot dem kaiserlichen Bevollmächtigten, dem Grafen Trautmannsdorf, welcher den Vorsitz bei den Friedensverhandlungen führte, 100000 Thaler, wenn er es durchsetzen würde, daß ganz Pommern an Brandenburg falle; aber auch Graf Trautmannsdorf, ein kluger und verständiger Mann, war dazu unvermögend. Zuletzt mußte der Kurfürst noch den Vorwurf hinnehmen, daß er durch feinen Widerstand den Abschluß des Friedens aufhalte. Er gab endlich nach. „Obgleich es uns nicht wenig zu Gemüte geht", schrieb er seinen Gesandten, „daß die Krone Schweden so inständig bei ihrer unbilligen Forderung verharrt, wir auch ungern in eine solche Sache willigen wollten, woraus nicht allein uns und unsern Nachkommen, sondern auch dem ganzen Römischen Reiche künftig noch mehr Unheil und Ungelegenheit entstehen wird, als jetzt schon abzusehen ist, so haben wir dennoch aus dem einzigen Verlangen zum allgemeinen Frieden, und daß fernerem Blutvergießen gesteuert werden möge, alle Einwendungen dagegen und uns selbst so weit überwunden, daß wir zu weiteren Unterhandlungen in dieser Sache entschlossen sind. Nochmals aber und mit aller Entschiedenheit wollen wir es jedermann wissen lassen, daß wir vor Gott und Menschen, vor unseres Hauses Verwandten und dem ganzen Römischen Reiche entschuldigt sein wollen, sofern durch diese Veräußerung dem Heiligen Römischen Reiche Gefahr zuwachsen und entstehen sollte, und die Verantwortung denen anheimstellen, welche diese Zergliederung gut heißen und billigen, auch in uns, daß wir dem zustimmen, gedrungen haben". Schweren Herzens willigte der Kurfürst in eine Teilung Pommerns. Wonach seine Vorfahren feit Jahrhunderten gestrebt, wofür so viel brandenburgifches Blut den Boden getränkt hatte, was durch heilige Verträge gesichert erschien, das reiche Erbe an den Küsten des baltischen Meeres, sollte ihm jetzt durch die Fremdlinge um die bessere 7
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