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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 119

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 119 — und erhoben. Auf die Vorstellungen derselben gab er die Antwort: die Truppen, zu deren Werbung und Besoldung er das Geld gebrauche, wären zur Verteidignng des Landes da, und dieses müßte sie erhalten. Als er nach dem Friedensschlüsse in derselben selbständigen Weise fortfuhr, forderten die Stünde Abstellung eines Verfahrens, das ihren Privilegien widerspräche. Ehe diese nicht klar und bündig anerkannt wären, würden sie nicht huldigen. Es kam zu stürmischen Austritten auf den Landtagen. Die Königsberger, von dem Schöppenmeister Hieronymus Noth (Rhode) aufgestachelt, drohten mit offenem Aufruhr und brachten Kanonen auf die Wälle. Der Kurfürst suchte zu beruhigen und mit Güte und Klugheit die Gemüter zu gewinnen. Er wählte den Weg der Verhandlungen, ehe er zur Anwendung von Gewalt schritt. Letzteres wurde zuletzt notwendig, wollte er sein Ansehen nicht einbüßen. Eine vor Königsberg liegende Schanze ließ er zu einer Citadelle (Friedrichsburg) ausbauen, um die Stadt im Zaume zu halten. Hieronymus Roth hatte Verbindungen mit Polen angeknüpft und dort um Hilfe gegen den Kurfürsten nachgesucht. Er plante ein Bündnis preußischer Städte unter polnischem Schutze. Lange genug mußte sich der Kursürst sein Treiben gefallen lassen; die preußischen Gerichte lehnten eine Verfolgung des kühnen Schöppenmeisters ab. Da kam der Kurfürst 166*2 selbst nach Königsberg, ließ Roth gefangen nehmen und nach Peiz bringen. Hier starb Roth nach 16 jähriger Gefangenschaft, ungebeugt. Der Ernst, mit welchem der Kurfürst jetzt vorging, war nicht ohne Erfolg. Er gab in einigen geringen Dingen nach, in der Hauptsache blieb er Sieger. Am 18./28. Oktober 1663 huldigten ihm die Stände in Königsberg, erkannten ihn als einzigen, wahren und souveränen Oberherrn an und versprachen, sich durch nichts, wie solches auch von Menschen erdacht werden möge, davon abwendig machen zu lassen. Die Krone Polen dagegen erhielt die eidliche Versicherung, daß bei dem Aussterben des kurfürstlichen Mannesstammes Preußen wieder polnisches Lehen werden sollte. Festlichkeiten beschlossen den Tag. Fortan regierte der Kurfürst im Wesentlichen ohne Rücksicht auf die Stände. Diejenigen im Lande, welche mit der neuen Ordnung der Dinge unzufrieden waren, fanden ein Haupt in Christian Ludwig von Kalkstein. Seine Drohungen gegen den Kurfürsten zogen ihm einen Hochverratsprozeß zu; er wurde zum Tode und zum Verluste seiner Güter verurteilt, vom Kurfürsten aber zu lebenslänglicher Gefangenschaft begnadigt und nach einem Jahre, auf Bitten der Kurfürstin, wieder in Freiheit gesetzt. Er flüchtete nach Warschau und versuchte alles Mögliche, den König von Polen gegen den Kurfürsten aufzubringen, sprach von diesem in schmählichster Weise und rühmte sich, er wolle es dahin bringen, daß der Kurfürst Preußen wieder als polnisches Lehen anerkennen folle. Sein ganzes Verhalten war nicht nur höchst beleidigend für den Kurfürsten, er benahm sich sogar als Abgesandter der preußischen Stände, die durch ihn eine Befreiung von dem ihnen auferlegten Joche von dem Könige von Polen erfleh-
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