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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 156

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 156 — zwei Kolonnen geordnet, über Tarmow nach Fehrbellin zog. Der Kurfürst ließ seine Kavallerie und die Geschütze, welche vortrefflich bespannt waren, folgen, so daß sie in gleiche Richtung mit der Marschlinie der Schweden und diesen zur Seite kamen und sie nun beständig begleiteten. Die brandenburgischen Reiter ließen dem abziehenden Feinde keine Ruhe, attaquierten ihn fortwährend und versuchten, ihn durch ihre Angriffe festzuhalten und zu werfen. Die Artillerie hielt in diesem schnellen Avancieren getreu Schritt, blieb in unablässigem Feuern und unterstützte die Kavallerie aufs beste. Doch gelang es nicht mehr, den Schweden noch bedeutenden Schaden zuzufügen. Einzelne ihrer Abteilungen wurden zwar abgeschnitten und niedergehauen oder in das Nhinluch gejagt, das Fußvolk aber hielt in seinen fest geschlossenen Vierecken erfolgreich Stand. Das Artilleriefeuer erwiderte der Feind mit allen Kräften. Eine seiner Stückkugeln ging über den Hals des Pferdes, welches der Kurfürst ritt, und traf gleich hinter ihm den Stallmeister Emannel Froben, diesem den einen Fuß zerschmetternd. Seiner schweren Verwundung erlag Froben schon nach einer Stunde*). In diesen letzten Momenten der Schlacht errang das abziehende feindliche Heer noch einen kleinen Erfolg. Die Reiterei seines linken Flügels marschierte am Ende des Zuges und wurde von dem brandenburgischen rechten Flügel beunruhigt und zuletzt ernstlich angegriffen. Es waren dies zumeist dieselben Regimenter, welche unter Lüdecke den nächtlichen Ritt durch das Luch gemacht, und Roß und Reiter von den Anstrengungen des vorigen Tages matt und müde. Auch während der Schlacht hatten sie sich noch wacker gehalten; jetzt ließen sie sich von den Schweden werfen und jagten in wilder Flucht und im Angesichte des ganzen Heeres davon, auf kein Kommando ihrer Offiziere mehr hörend. „Hätte nur ihr zwanzigster Teil sich brav gezeigt", klagt Sigismund von Buch, „so hätten sie des Feindes linken Flügel geworfen, denn dieser begann schon, sich stark aufzulösen". Nach diesem Unsalle mußte der Kurfürst die Schweden nach Fehrbellin abziehen lassen, denn auch die Regimenter seines linken Flügels waren durch das vorausgegangene Gefecht zu mitgenommen, als daß er ihnen noch ernste Anstrengungen hätte zumuten können. Er ließ *) „Froben war geliebt vom ganzen Hofe, und die ganze Armee beklagte ihn ebenso wie der Kurfürst selbst, welcher in ihm einen sehr treuen Diener verlor" (Buch). Emanuel von Froben, 1640 im Schlosse Ssenfen bei Basel geboren, war zuerst in kurpsälzischeu Diensten, hernach Stallmeister des Kurfürsten von Mainz und trat daun in die Dienste Friedrich Wilhelms. Er war verlobt mit Elisabeth von Wangenheim, der ältesten Hofdame der Kursürstin. Buch überbrachte der Kurfürstin, die in Minden weilte, die Siegesbotschaft, gleichzeitig Elisabeth von Wangenheim die Kunde vom Tode ihres Bräutigams und wurde so Zeuge ihres Schmerzes. — Die bekannte Erzählung vom Pferdewechsel ist historisch nicht zu begründen. Keiner der gleichzeitigen Berichte erwähnt solches Vorfalles. Frobens irdische Hülle wurde am 3. Tage nach der Schlacht in feierlicher Weise im Dom zu Berlin beigesetzt; aber die Leichenpredigten enthalten nirgends eine auf das Ereignis zu beziehende Andeutung. Friedrich Ii. bringt die Erzählung zuerst, und zwar nur in der ersten Ausgabe seiner Memoiren, vielleicht, wie Gansauge meint, nach den (bis dahin noch ungedruckten) Memoiren des Herrn von Pöllnitz.
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