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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 186

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 186 — gegen die Einfuhr von Getreide und Vieh erlassen, zu derselben Zeit auch den kurfürstlichen Unterthanen das Privilegium freier Schiffahrt auf der Elbe ausgemacht, folches aber erst nach der Erwerbung Magdeburgs 1680 wirklich durchgesetzt. Durch die Errichtung der afrikanischen Kompanie wollte Friedrich Wilhelm einen Handel nach überseeischen Ländern begründen, doch brachte dieses Unternehmen mehr Unkosten als Segen und dem Kurfürsten bei der allgemeinen Gleichgiltigkeit gegen dasselbe wenig Freude. Glücklich dagegen war er in der Einrichtung und Beförderung neuer Industriezweige. Es entstanden Seifenfabriken und Zuckersiedereien; die Wollweberei hob sich, wozu ein Edikt gegen die Ausfuhr der Wolle beitrug. Einwandernde Franzosen und Niederländer, Kolonisten aus Schlesien und der Lausitz brachten die schon vorhandenen Gewerbe empor oder neue in Aufnahme. Die Breite Straße in Berlin wurde fast ganz von niederländischen Tuchmachern besetzt. Seidenmanusaktureu, Strumpfwirkereien und Hutfabriken wurden eingerichtet, zum Teil nicht ohne beträchtliche Unterstützungen des Kurfürsten. Die Perückenmacherkunst erhob sich zu einem bedeutenden Industriezweige. 1678 erschien ein Edikt, nach dem serner nicht mehr Draht, Sensen und verzinntes oder unverzinntes Blech eingeführt werden durste, ein Beweis, daß man alles dieses in genügender Menge im Lande selbst sabrizierte. 1681 wurde in Berlin eine Tabaksspinnerei angelegt; gleichzeitig begann der Tabaksbau im Lande und gewann durch die einwandernden Franzosen schnell an Ausdehnung. Auf den kurfürstlichen Domänen entstanden Glashütten; durch sie verminderte sich die Einsuhr des böhmischen Glases; auch fanden ihre Arbeiten schon im Auslande Absatz. Holländische Landwirte, welche Friedrich Wilhelm in seine Staaten zog, zeigten, wie die Viehzucht ergiebiger zu betreiben war. Der Gartenbau und die Zucht edler Obstbäume sanden in dem Kurfürsten den eifrigsten Förderer. Er war ein großer Blumenfreund, und in seinem Hopfengarten bei Schöneberg*) okulierte und pfropfte er mit eigener Hand. Seine beiden Gemahlinnen, Luise und Dorothea, waren trefflich bewandert in allen Gebieten der Landwirtschaft und gaben durch ihre Thätigkeit ein anregendes Beispiel. Dringend empfahl der Kurfürst die Anlage von Obstgärten und Baumschulen, und 1686 noch verordnete er, daß vor jeder Trauung der Bräutigam nachweifen solle, er habe wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viele junge Eichen angepflanzt. Gewächse, die hier zu Lande noch unbekannt waren, ließ er sich in Pstanzen oder Samen aus aller Herren Ländern kommen, und durch nichts konnten sich die auswärtigen Gesandten oder Agenten ihm angenehmer machen, als durch fleißige Zusendung solcher Dinge. Im Lustgarten beim Schlosse in Berlin wurden noch unter seiner Regierung die ersten Kartoffeln gewonnen. In den Städten sorgte fortan eine gute Polizeiordnung _ für größere Reinlichkeit. Die Bauart der Häuser wurde sester und Wider- *) Heute der botanische ©arten.
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