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1. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 200

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
- 200 - gehungen gegen gute Sitte und Anstand durch Strafgelder zu ahnden. Der Kurfürst fand für dieselben eine praktische Verwendung. Vielfach gaben sie ihm die Mittel zur Verschönerung seiner Residenz oder von Kirchen. In dem Zeitraume von 1660—70 wurden aus ihnen in Berlin die Türme der Marien- und Petrikirche und die Kanzel von St. Nikolai neu erbaut. Ein Nadler zu Berlin, Peter Dietrichs mußte 200 Thaler wegen Gotteslästerung zahlen; mit diesem Gelde wurde die Pflasterung des Neuen Marktes ermöglicht. Ein Theil der Strafgelder diente auch zur Vermehrung der kurfürstlichen Bibliothek; weitere Mittel hierzu gaben die Gebühren für Ehedispensationen oder die einmaligen Aufgebote. Supplikanten, die um Nachlaß oder Milderung der Strafe baten, erhielten bisweilen den Auftrag, statt Geld zu zahlen, dies oder jenes Buch sür die Bibliothek anzuschaffen. An Stelle von Belohnungen, welche der Kurfürst gewissen Personen zuwenden wollte, gab er ihnen auch Wohl eine Anweisung auf einlaufende Strafgelder. Der Adel, der auf feinen verarmten Gütern zu verkommen drohte, fand, soweit er sich nicht durch Studien für die höheren Staatsämter vorbereitete, in dem Heere eine ehrenvolle und seinen kriegerischen Neigungen zusagende Thätigkeit. Es wurde Brauch, die Offizierstellen fast nur mit Edelleuten zu besetzen. Die alte Fehdelust war in dem Adel noch nicht ganz erloschen. Es kam vor, daß zwischen den Herrensitzen förmliche Kriege entbrannten und der eine Junker gegen den andern mit seinen Knechten zu Felde zog. Eine nicht immer unblutige Rauserei beendete dann das kriegerische Spiel. Schnell war der Edelmann bereit, jede wirkliche oder eingebildete Kränkung seiner Ehre mit dem Schwerte zu rächen. Duelle waren an der Tagesordnung, auch unter den Offizieren aller Grade, und keine noch so scharfen Befehle des Kurfürsten im Stande, diesem Unsug zu steuern. Geschah es doch noch 1689, daß die Generale Barsuß und Schöning, nach bitterem Wortwechsel, auf offener Straße die Klingen gegen einander entblößten. Unter Personen der höchsten Stände wurde es üblich, sich durch Pasquille, Schmähschriften und unartige Anspielungen in Reden und Schriften einander verächtlich und lächerlich zu machen. _ Es lag dies, wie der Zweikampf, fo fehr im Zuge der Zeit, daß hier ebenfalls das strengste Einschreiten des Kurfürsten ganz ohne Erfolg blieb. In der Kleidung hatte man sich an das Einfachste gewöhnen müssen und der übertriebene Luxus, wie er vor dem Kriege gewöhnlich und durch keine Verordnungen je zu zügeln gewesen war, sich von selbst verboten. Fest- und Feierkleider trug man in schwarzer Farbe; besonders die verheirateten Frauen bevorzugten diese, während die Mädchen mehr bunte und lebhafte Farben liebten. Edelsteine, Gold und Geschmeide waren als Schmuck um so mehr begehrt, je seltener ihr Besitz geworden. Die Trauerkleider des weiblichen Geschlechtes waren ganz weiß; sie umhüllten den Körper vollständig und bedeckten auch das Antlitz. Bald gewannen die französischen Moden auch in der Mark an Einfluß. Sie verdrängten die alte ehrbare weibliche Tracht -
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